Warum die New Yorker auf diesen Steirer stehen

Markus Draxler verwöhnt das Publikum des Big Apple.
Markus Draxler versorgt die Gourmetszene in New York mit Feinkost aus aller Welt – unter anderem mit Spargel aus dem Marchfeld.

Trüffel, Kaviar und Hummer – all das besorgt Markus Draxler für die besten New Yorker Köche. Auch Spargel aus dem Marchfeld, Eierschwammerl aus Oregon, selbst geräucherten Lachs sowie Eier und Butter vom Bio-Bauern hat er in seinem Solex-Sortiment gelistet. Das Um und Auf bei diesem Geschäft ist die Logistik, denn die meisten seiner Produkte sind rasch verderblich.

Draxlers Eltern betrieben in Wildon in vierter Generation eine Gastwirtschaft. Markus machte eine Gastronomie-Lehre und half in den Sommermonaten im elterlichen Betrieb aus. Im Winter arbeitete er auf Kreuzfahrtschiffen, wo er seine heutige Frau kennen lernte. Als die Beziehung ernst wurde, suchte das Paar einen Ort, wo sie beide arbeiten konnten. Die Wahl fiel auf New York, wo Draxler einen Job beim berühmten Koch Daniel Boulud bekam. "Ich habe ganz unten angefangen, was anfangs sehr hart war. Ich bin um neun Uhr früh mit dem Bus von New Jersey in die Stadt und weit nach Mitternacht zurück gefahren. Aber ich habe meine Sache so gut gemacht, dass ich nach ein paar Monaten befördert wurde", erinnert sich Draxler an seine ersten Jahre in New York. Etwas später wurde er Restaurantleiter im Café Boulud und von 2001 bis 2007 leitete er das Team im berühmten Feinschmecker-Tempel Daniel. "Das war eine aufregende Zeit. Wir hatten jeden Abend 350 Gäste im Lokal, darunter echte Berühmtheiten wie Puff Daddy oder George Soros. Mit manchen Stammgästen entwickelt man im Laufe der Jahre ein aufrichtiges Vertrauensverhältnis, was für meine persönliche Zukunft entscheidend war", erklärt Draxler.

Viel richtig gemacht

Warum die New Yorker auf diesen Steirer stehen
für Ernst Mauritz
So wurde er einmal von einem Stammgast gefragt, ob er sich nicht eine Zukunft in der Immobilienbranche vorstellen könne. Er wäre auf der Suche nach einem Mitarbeiter. Draxler absolvierte neben dem Job die Maklerprüfung und trennte sich 2007 im Guten von Daniel Boulud, um für zweieinhalb Jahre in Dubai Immobilienprojekte abzuwickeln. Schließlich zog es ihn zurück nach New York. Er wollte ein eigenes Unternehmen gründen, doch um im Immobiliengeschäft groß einzusteigen, fehlte das Kapital. Auf sein Gastronomie-Netzwerk war aber Verlass. Ein betagter schottischer Stammgast, der das Daniel und ein paar andere New Yorker Top-Restaurants mit besten Wildspezialitäten und lebendigen Langusten aus Schottland beliefert hatte, wollte sich in den Ruhestand zurückziehen. Draxler übernahm sein Geschäft. "Für meinen Vorgänger ist das mehr ein Hobby gewesen, doch ich hatte damit den Fuß in der Tür. Mein ehemaliger Chef Daniel Boulud versprach mir, dass er weiterhin bei mir einkaufen würde, also kaufte ich einen LKW und engagierte einen Fahrer", so Draxler. Seine Firma taufte er nach seinen beiden Töchtern Sophia und Alexia Solex.

Rückblickend hat Draxler viel richtig gemacht, doch die vergangenen Jahre waren nicht einfach. "Ich wusste nicht, worauf ich mich da eingelassen hatte. Vor allem die rechtlichen und bürokratischen Hürden sind beim Umgang mit Lebensmitteln in den USA enorm", meint Draxler. Außerdem wurde ihm sein rasantes Wachstum fast zum existenziellen Stolperstein. 2013 übernahm er die drei Mal so große Lachsräucherei Catsmo in Upstate New York, weil die Gelegenheit günstig schien. Doch die Finanzierung hat ihm fast das Genick gebrochen, weil es ihm plötzlich an Liquidität mangelte. Draxler kümmert sich zwar nach wie vor ums Tagesgeschäft, viel wichtiger ist jedoch die strategische Entwicklung seines Unternehmens. "Nachdem ich regelmäßig in Upstate New York war, um mich mit unserer Lachsräucherei zu beschäftigen, habe ich tolle landwirtschaftliche Betriebe kennen gelernt, die ihre Produkte gerne nach New York geliefert hätten. Ich erkannte, dass es für mein Geschäft gut wäre, wenn ich auch ein paar Dinge des täglichen Gebrauchs wie Milch, Eier und Butter in Top-Qualität hätte, weil man dann laufend mit seinen Kunden im Kontakt steht", erklärt Draxler.

Eigenmarken

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Außerdem begann er, qualitative Feinkostgeschäfte wie Whole Foods, William Sonoma, Dean & Deluca oder Eataly mit Eigenmarken zu beliefern. Daniel Boulud war sofort bereit, den Räucherlachs unter seinem bekannten Namen vermarkten zu lassen. Auch wenn es wie ein Luxusproblem erscheint, ist die Steuerung des Wachstums eine der zentralsten Herausforderungen. "Am Anfang musste ich wachsen, damit wir in eine rentable Größenordnung kommen. Heute gilt es, das Erreichte zu konsolidieren und das Unternehmen gezielt weiter zu entwickeln. Wir werden immer wieder von unseren Kunden gefragt, ob wir für sie nicht eine bestimmte Rarität besorgen können. Gleichzeitig kommen laufend Anfragen von Produzenten, ob wir sie nicht auch in unser Sortiment aufnehmen wollen. Aber wenn wir unser Wachstum nicht gezielt planen, haben wir irgendwann einen komplexen Bauchladen, bei dem wir nicht mehr die Kontrolle über die Qualität haben. Das Wichtigste, was ich in den letzten Jahren gelernt habe, ist "Nein" zu sagen".

Bis zu seinem fünfzigsten Geburtstag in sieben Jahren will Draxler eine Größe erreichen, die es ihm erlaubt, sich aus dem Tagesgeschäft zurück zu ziehen. Bis dahin schaut er darauf, dass Zeit für die Familie bleibt. Und damit er fit bleibt, steht er jeden Tag um fünf Uhr früh auf, um eine Stunde lang zu laufen – anders als die meisten Amerikaner ohne Musikberieselung im Ohr.

Info: Solex Fine Foods

Diese Geschichte entstand in Kooperation mit Gault&Millau – alle Infos zum Restaurantführer und zur Genussmesse im September: gaultmillau.com

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