Gütezeichen: Greenpeace fand "Zeichen-Tricks"

Gütezeichen: Greenpeace fand "Zeichen-Tricks"
Von 26 Kennzeichen bewertete die NGO ein Drittel negativ: Die Greenpeace-Konsumentensprecherin wirft Unternehmen mit Gütezeichen vor, Greenwashing zu betreiben.

Für den Report "Zeichen-Tricks" hat Greenpeace 26 Kennzeichen für Lebensmittel untersucht, die von den zehn größten österreichischen Supermarktketten verwendet werden. Ein Drittel der im Handel verbreiteten Gütezeichen ist laut Angaben der NGO nicht vertrauenswürdig oder sei kontraproduktiv für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen. Die besten Noten gab es im Bio-Bereich, berichtete die NGO.

In der Greenpeace-Broschüre versuchte man mittels einer schriftlich erläuterten Bewertung auf einer fünfstufigen Skala, die Frage zu beantworten, inwieweit man als Konsument Gütezeichen vertrauen kann. Laut einer am Montag publizierten Greenpeace-Umfrage achtet immerhin rund die Hälfte auf Zertifikate bei Lebensmitteln. "Mit manchen Gütezeichen kann Greenwashing betrieben werden", stellte Greenpeace-Konsumentensprecherin Nunu Kaller fest. "Nur weil ein 'nachhaltiges' Zeichen auf ein Produkt gedruckt ist, ist das noch lange keine Aussage über echte ökologische Nachhaltigkeit", heißt es dazu im Schlusswort des Guides.

Vorwurf: Sechs Siegel seien "nicht vertrauenswürdig"

Sechs Siegel wurden etwa mit einer dunkelroten "Fünf" bewertet, also als "absolut nicht vertrauenswürdig". Ein Beispiel dafür ist das Meeresfisch-Siegel MSC. "Rund 90 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände sind ausgereizt, überfischt oder zusammengebrochen", sagte Kaller, der Meeresfisch-Konsum müsse daher deutlich reduziert werden, "doch stattdessen gelangt – angefeuert durch MSC – immer mehr Fisch aus den Ozeanen in die Supermarktregale". Neben MSC bewertete die NGO das Palmöl-Label RSPO, dem Aquakultur-Label ASC, Pro Planet, Rainforest Alliance und die "Garantiert traditionelle Spezialität" ausschließlich negativ.

Der WWF teilt die Haltung von Greenpeace nicht ganz: Von der NGO heißt es, dass sie seit Jahren in "laufendem, kritischem Dialog mit MSC und ASC" steht, "um Verbesserungen in Schlüsselbereichen voranzutreiben". Allerdings sei der Pro-Kopf-Fisch-Verbrauch weder durch MSC- noch ASC-Produkte am Markt gestiegen: Es gehe um das Ersetzen von nicht-nachhaltigen Fischerei-Produkten durch nachhaltige. Zudem würden jene 90 Prozent an nicht-zertifizierten Fischereien den größten Raubbau an unseren Meeren zu verantworten haben. Und da seien MSC und ASC ein Schritt in die richtige Richtung, heißt es vom WWF.

Nur im Mittelmaß ortete Greenpeace das konventionelle AMA-Gütesiegel. Besonderer Kritikpunkt war die immer noch erlaubte Fütterung mit gentechnisch veränderten Futtermitteln in der österreichischen Schweinehaltung. Auch der Einsatz von Antibiotika bei AMA-Schweinen sei weiterhin ungebremst hoch.

Analyse der Bio-Marken fällt positiv aus

Immerhin sind 14 der 26 überprüften Gütezeichen laut der NGO empfehlenswert: Alle Bio-Siegel, Fairtrade, das V-Label oder das "Ohne Gentechnik hergestellt"-Zeichen fallen hier darunter. Und auch ein Blick auf die Bio-Marken der Supermärkte endete positiv: Diese gehen in ihren Produktionsstandards teilweise sogar weit über die EU-Bio-Verordnung hinaus, schrieb Greenpeace.

"Hier können wir Österreichs Handel ausdrücklich loben, die jeweiligen Bio-Eigenmarken der einzelnen Supermärkte sind durchgehend vertrauenswürdig. Der Griff nach Bio-Produkten, die regional erzeugt wurden, ist in jedem Fall die ökologischste Kaufentscheidung, die man im Supermarkt treffen kann", betonte Kaller. Im Test überzeugten gängige Biomarken von Hofers "Zurück zum Ursprung" bis zu Rewes "Ja!Natürlich".

Kommentare