Gewerkschaft: Gastro-Personalmangel liegt an Arbeitsbedingungen

Gewerkschaft reagiert auf Kritik der Wirtschaftskammer.
Die Gewerkschaft vida kontert den Vorwürfen seitens der Wirtschaftskammer: In der Gastronomie brauch es Planbarkeit in den Dienstplänen und nicht Dienst auf Abruf.

Die regelmäßig stattfindende Diskussion in der Gastronomie rund um Personalmangel, unflexible Arbeitnehmer und Arbeitsbedingungen ist wieder entbrannt – Anlass war ein Artikel über Landflucht und Personalnot in der Gastronomie im KURIER. Der aktuelle Anlassfall ist die Schließung des veganen Szene-Gasthauses Schillinger in Großmugl (NÖ) wegen Personalmangels. Trotz Bezahlung über Kollektivvertrag fand Gastronomen Karl Schillinger nicht genügend Mitarbeiter am Land.

Die Gewerkschaft verteidigt Jobbewerber und drängt indes auf Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Gastronomie, um dem Personalmangel entgegenzuwirken: Planbarkeit in den Dienstplänen und nicht Dienst auf Abruf sei gefragt, so Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus der Gewerkschaft vida: "Gerade junge Menschen, die vielleicht eine Familie gründen oder einfach ihre sozialen Kontakte pflegen wollen, werden durch diese volatilen Dienste abgeschreckt." Als Vorbild für die Dienstplangestaltung nannte Tusch etwa die Verkehrs- oder Gesundheitsbranche.

Mindestsicherung sei nicht das Problem

Bei seinen vier veganen Burgerläden Swing-Kitchen in Wien und Vösendorf (NÖ) hat Schillinger keine Personalprobleme, sondern 140 Bewerber in der Warteschlange. "Aber die jungen Leute wollen nicht aufs Land. Abgesehen davon weiß ich aus den Bewerbungsunterlagen, dass die Hälfte nicht mobil ist: entweder haben sie kein Auto oder keinen Führerschein", sagte Schillinger dem KURIER. Um die Mobilität der Arbeitskräfte zu verbessern, fordert die Gewerkschaft daher den Ausbau des öffentlichen Verkehrs.

Für die Wirtschaftskammer spitzen Sozialtransfers, wie etwa die Mindestsicherung, das Personalproblem der Gastronomie zu: "Es ist eigenartig, wenn Ungarn, Polen oder Slowaken bereit sind, nach Niederösterreich arbeiten zu fahren, aber Arbeitslose aus Wien sich weigern, die paar Kilometer ins Nachbarbundesland zu pendeln", sagte Mario Pulker, Bundesobmann der Sparte Gastronomie in der Wirtschaftskammer, im Interview mit dem KURIER. Die Gewerkschaft weist den Zusammenhang zwischen Mindestsicherung und Gastronomie-Personalmangel hingegen zurück.

Kommentare