Erste Paradeiser aus Thermal-Glashaus geerntet

Erste Paradeiser aus Thermal-Glashaus geerntet
Die oststeirische Frutura Thermal-Gemüsewelt macht 275 Millionen Euro Umsatz pro Jahr.

Der Gemüsebedarf ist in Österreich angestiegen. Nicht zuletzt klimabedingt werden etwa 60 Prozent des Paradeiser- und 70 Prozent des Paprikabedarfs importiert. "Wir wirken dem mit unserer Frutura Thermal-Gemüsewelt in Bad Blumau entgegen", sagte Geschäftsführerin Kathrin Hohensinner am Freitag vor Journalisten in Wien. Jetzt werden dort erstmals konventionell angebaute Wintertomaten geerntet.

Investiert werden im oststeirischen Ort insgesamt gut 50 Millionen Euro. Derzeit gibt es 150 Jobs, im Endausbau des Thermal-Gemüsewelt sollen es 230 werden. Beim Gesamtunternehmen sollen es überhaupt 430 Mitarbeiter werden, erläuterte Hohensinner.

17 Millionen Euro flossen laut dem Projektinitiator Manfred Hohensinner alleine in Bohrungen, die bis zu 3.500 Meter weit tief reichten. Denn die Wärme für die Gemüseproduktion kommt aus bis zu 125 Grad heißem Thermalwasser.

Weniger CO² als vergleichbare Gewächshäuser

Erste Paradeiser aus Thermal-Glashaus geerntet

So wachsen ganzjährig 6.000 Tonnen Paradeiser, Paprika und Gurken verschiedener Sorten. Angebaut wird biologisch und konventionell. Untersuchungen des Umweltbundesamts zufolge verursacht die Thermalproduktion in Bad Blumau im Endausbau um rund 28.000 Tonnen weniger CO² im Jahr als vergleichbare gasbeheizte Gewächshäuser.

Thermalwasser macht die Produktion sauber und witterungsunabhängig

"Thermalwasser macht die Produktion sauber und witterungsunabhängig", sagte Hohensinner, dem vor knapp 20 Jahren die Idee zum Projekt gekommen war. Das Unternehmensprojekt wurde von insgesamt drei bäuerlichen Familien umgesetzt. Die Anbaufläche im Thermal-Glashaus beläuft sich auf 12 Hektar, außerhalb gibt es weitere 4,5 Hektar Biofläche. Die Gesamtanbaufläche soll auf rund 23 Hektar steigen. Hohensinner sagte, man habe mit nichts begonnen und auch keine Förderungen erhalten. "Wir hatten eben die richtige Philosophie im Kopf. Ich konnte nicht verstehen, warum Produkte importiert werden, die auch bei uns wachsen." Ohne "gnädige" Banken hätte das Projekt nicht geklappt. Das Unternehmen macht 275 Millionen Euro Umsatz.

"Solche Landwirtschaftspioniere wie die Firma Frutura, die gefallen uns. Das ist das, was wir heute brauchen – Pioniere", sagte Gerhard Drexel, Chef des Spar-Konzerns, der mit Frutura zusammenarbeitet. Frutura ist der größte Gemüsepartner von Spar Österreich. "Wir werden alles, was hier produziert wird, abnehmen." Die österreichischen Konsumenten hätten lieber Produkte aus der Heimat, also sei die Abnahmegarantie "klar". Preislich gebe es keinen Unterschied zu importierten Tomaten, weder bei biologisch noch bei konventionell angebauten. Laut Hohensinner liege man preislich im Mittelfeld. Spezialsorten sind freilich etwas teuerer als "normalere".

Die Österreicher verspeisen pro Kopf derzeit im Jahr rund 29 Kilo Paradeiser. In den 1990er-Jahren sind es noch rund 16 Kilo gewesen.

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