Ein Stark-Bier zum Dessert

Bierverkostung mit Eggenberg-Braumeister Thomas Lugmayr (li.) und Eggenberg-Chef Hubert Stöhr: Spezialisten bei der Arbeit Braumeister Thomas Lugmayr, Hubert Stöhr Geschäftsleitung, Bierverkostung, Culturbrauer
Mittelständische Brauereien setzen auf regionale Spezialitäten als Überlebensstrategie.

Es muss nicht unbedingt Schokolade sein. Alter Käse ist zum Verzehr mit Bier auch keine schlechte Idee. Es muss nur das richtige Bier sein. Etwa ein „Samichlaus Classic“. Das Starkbier mit 14 Volumprozent Alkohol ist einer der Spezialitäten der Brauerei Eggenberg. Der hohe Alkoholgehalt ist kaum herauszuschmecken, es dominieren Malz-Aromen. Ein Bier, das geschmacklich eher an eine Wein-Spätlese erinnert. Deshalb passt es auch zum Dessert.

Solche Spezialitäten sind zwar noch nicht im kulinarischen Selbstverständnis der heimischen Biertrinker angekommen, aber das kann ja noch werden. In Zeiten der Globalisierung des Biermarktes sind Spezialbiere für kleinere Brauereien eine notwendige Überlebensstrategie. Marktführer Heineken mit seinen in der Brau-Union organisierten österreichischen Marken Gösser, Zipfer, Puntigamer und Schwechater verkauft weltweit im Jahr etwas über 160 Millionen Hektoliter Bier. Das ist nahezu das zwanzigfache der Menge, die in Österreich jährlich gebraut wird. Erst kürzlich hat Heineken seine Osteuropa-Zentrale von Wien nach Amsterdam verlegt.

Widerstand

Doch gegen das holländische Bier-Imperium regt sich Widerstand. Neun österreichische Brauereien haben vor fünf Jahren die Culturbrauer gegründet. Die Initiative heimischer, mittelständischer Betriebe hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit „authentischen Bierspezialitäten“ gegen die „Geschmacksnivellierung“ anzutreten. Zusammen erreichen die neun Brauereien einen jährlichen Output von 1,2 Hektoliter Bier. Das sind knapp unter 13 Prozent der gesamten heimischen Produktion.

Natürlich haben die Culturbrauer auch süffige Märzen- oder feinherbe Pilsbiere im Angebot, interessant für den Export sind aber vor allem die Spezialitäten. „In den USA ist man dafür sehr aufgeschlossen“, weiß der Chef der Bauerei Eggenberg, Hubert Stöhr. Es kommen bisweilen auch Gäste aus Übersee zum Bierverkosten. 90 Prozent der Bierspezialitäten werden ins Ausland verkauft. Stöhr, dessen Familie seit acht Generationen im Braugeschäft werkt, freut sich über „leicht steigende Umsätze.“

Wie wichtig gemeinsame Anstrengungen zur Ankurbelung des Absatzes sind, zeigt das Beispiel Kapsreiter. Im September 2012 hat Eigentümer Harmer Getränke die Schließung der kleinen Brauerei in Oberösterreich bekannt gegeben. Zuletzt wurden jährlich nur noch 13.000 Hektoliter gebraut.

Das größte Brauvolumen im Inland gab es mit 9,1 Millionen Hektolitern 1990. Seit dem Jahr 2000 werden in Österreich jährlich zwischen 8,1 und 8,5 Millionen Hektoliter Bier produziert. Das Ziel der Culturbrauer ist es, Bier auch als Gourmetprodukt zu positionieren. Mit den Genusspaketen (Biere von mehreren Culturbrauereien in einer Verpackung) soll sichergestellt werden, dass die Spezialitäten auch bundesweit gekauft werden können. Derzeit gibt es neun Mitglieder:

Privatbrauerei Schloss Eggenberg (Oberösterreich)

Braucommune Freistadt (Oberösterreich)

Privatbrauerei Hirt (Kärnten)

– Mohrenbrauerei (Vorarlberg)

Brauerei Murau (Steiermark)

– Bierbrauerei Schrems (Niederösterreich)

Privatbrauerei Zwettl (Niederösterreich)

– Trumer Privatbrauerei (Salzburg)

Zillertal Bier (Tirol)

Ein Stark-Bier zum Dessert

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