Der Extrem-Winzer Friedrich "Weinrieder" Rieder

Späte Ernte: Wenn Kollegen schon in die Karibik fliegen, geht der Winzer Friedrich Rieder noch einmal in den Weingarten.
Fritz "Weinrieder" Rieder ist ein Weinviertler Winzer, dessen Weine es überall gibt - nur nicht im Weinviertel.
Der Extrem-Winzer Friedrich "Weinrieder" Rieder
Der Winzer Fritz Rieder ist den österreichischen Weinnasen schon lange kein Unbekannter mehr. Seine Weinviertler Eisweine sind Kult, die Trockenbeerenauslesen ebenso. Er zieht den Zeitpunkt der Ernte oft bis ins Unerträgliche hinaus, holt die Beeren manchmal auch im Jänner oder im Februar von den Stöcken.

Friedrich Riederer ist ein Getriebener, er will Extremzustände im Weingarten, in der Flasche und auch im Glas. Das Weinfest "Weinrieder Extrem" findet im August statt. Einmal im Jahr veranstaltet er für Familie, Freunde und Stammkunden im Herbst eine Magnumparty. Diesmal war es das Wochenende vom 9. auf den 10. November. Ort der Handlung: der beschauliche 1-Hauben-Gasthof zur Linde in Mistelbach. Mit an Bord: Alexander Fankhauser. Man muss ihn an dieser Stelle nicht mehr vorstellen. Fankhauser kocht zu den Weinen Riederers. Zwischen den Gängen gibt es Zeit für ein Gespräch über das Weinmachen im Weinviertel und warum es dort keine Weine vom Weinrieder zu trinken gibt.

"Pavarotti im Besenkammerl"

"Unsere Weine sind so untypisch für das Gebiet, da traut sich kein Wirt drüber", erzählt Rieder und fügt hinzu, dass ihm das auch ziemlich egal ist. "Der Alexander Koblinger von den Obauers ist ein großer Fan unserer Weine, viele internationale Sommeliers sind seiner Meinung." Köche wie Heston Blumenthal, Dieter Müller oder die Obauers haben schon Menüs zu Weinrieders Weinen gekocht. Wobei wir hier nicht von den sogenannten Edelsüßen reden, sondern von trocken ausgebauten, aber ebenso mächtigen Grünen Veltlinern, Rieslingen oder Weißburgundern, Sorten, denen Rieder eine spezifische Eigenart verleiht, keine Weine für den schnellen Schnitzelesser jedenfalls.

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Auch bei den Gebinden hat Friedrich Rieder seine Vorstellungen. Wie die großen Weine aus dem Burgund oder auch die Smaragde aus der Wachau kann er sich seine Rieslinge oder Veltliner nicht in schlanken Gläsern vorstellen, sondern besteht auf Bauchiges. "Diese Weine in keinen Gläsern, da sage ich immer zu den Leuten, das ist, wie wenn man Pavarotti in ein Besenkammerl gesperrt hätte und ihn dort singen lassen."

Wie er selbst gerne einräumt, ist Fritz Rieder kein Feind des gesprochenen Wortes. Er findet auch nach einigen Gläsern noch die richtigen.

"Einmal im Jahr einen Hit setzen, das ist es." Deshalb ließ Rieder nichts unversucht, Alexander Fankhauser nach Mistelbach zu holen. "Der hat anfangs gedacht, wir scherzen. Als wir dann gemeinsam mit dem Linde-Wirten Karl Polack nach Hochfügen gefahren sind, hat Fankhauser verstanden: Der Irre meint das ernst."

Fankhauser kombiniert Eier mit Speck und weißer Trüffel zur Grünen Veltliner Reserve, weil ein Gericht dieser Art einen Wein mit einer gewissen Schwere braucht. Zur Blutwurstgröstl-Waller-Kombination wird es dann ein Weißburgunder sein, ein ganz untypischer Weißburgunder 2008 aus der Riede Kugler, sehr spät gelesen.

Rieders Lieblingstier ist die Hummel, so er, ein Insekt, das aus rein aerodynamischen Gründen gar nicht fliegen könne, es aber doch täte, weil ihm die Aerodynamik gar nicht bekannt sei. So mache er seinen Wein. Immer im Gedanken an eines: "Das Scheitern gehört dazu."

Beim Lagler in der Wachau hat Fritz Rieder früher gearbeitet. Der gab ihm einen lebenswichtigen Rat mit auf den Weg: "Fritz, scheiß di net an. Mach's."

Weine, die weniger als ein Dreivierteljahr auf der Hefe gelegen sind, sind ihm ein Gräuel ebenso wie Leute, die im Leben auf Nummer Sicher gehen. "Das Brave", so der Weinrieder, "interessiert ihn nicht." Nun hat er mit den einen oder anderen Weinen sicher nicht den einfachsten Weg eingeschlagen, den Weg, den viele Weinviertler Winzer immer noch gehen. Im Weinviertel Weine von eher immenser Komplexität zu machen, die auch beträchtliches Reifepotenzial besitzen, das gehört hier nicht zur Norm. Keine Kritik, eine Feststellung.

Der nächste große Weinrieder-Event soll wieder Ende August kommenden Jahres stattfinden. Er wird extrem veranlagte Winzerkollegen (2013 war dies Hans Schwarz aus Andau), klassische Wachauer Vorbilder und eine Reihe von Sommeliers vereinigen, die sich durch Weinrieders Sortiment kosten.

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