Zwitter-Snacks erobern New York

Zwitter-Snacks erobern New York
Aus zwei mach eins: Man nehme zwei Speisen und kreiere daraus eine neue. Cupcakes und Cronuts waren da nur der Anfang.

Vielleicht sind die Amerikaner experimentierfreudiger als die Europäer. Anders ist es kaum zu erklären, warum in letzter Zeit laufend kulinarische Neuheiten über den großen Teich schwappen. Derzeit liegen Zwitter-Snacks total im Trend. Damit sind Neukreationen aus wohlbekannten Ingredienzen gemeint.

Zwitter-Snacks erobern New York
Erst vor einigen Monaten sorgte Bäcker Dominique Ansel in seiner gleichnamigen Bakery für einen Hype, der auch in Österreich recht rasch Nachahmer fand. Mit dem Cronut servierte er einen Donut - eine Art Krapfen mit Loch, der anders als sonst nicht aus Germteig sondern aus Blätterteig besteht. Der Erfolg (und vielleicht auch Ansels Strategie des limitierten Verkaufs) war enorm: Unendliche Schlangen und Wucherpreise bis zu 80 Dollar für einen Cronut auf dem Schwarzmarkt. Kein Wunder, dass viele selbst begannen, in der eigenen Küche herumzuexperimentieren und ihre Rezepte sowie Tipps und Tricks im Internet zu teilen.
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Eine davon ist Andrea Schirmaier-Huber. Ihre Variationen brachte der deutsche Kochbuchverlag Gräfe und Unzer (GU) im Jänner als Kochbüchlein (4,90 €) heraus. Aufwendig Teige kneten muss man dafür nicht. Schirmaier-Huber hilft sich mit Fertig-Croissant-Teigen und lebt ihre Kreativität lieber in Geschmacksvielfalt aus - von der Creme-Füllung über Früchte bis zu Nougat-Krokant-Cronuts.

Ess-Experimente

Der Cronut war aber offenbar erst der Anfang bei den Ess-Experimenten. Sehr beliebt sind in New York derzeit beispielsweise Cragels. Das Gebäck setzt sich außen aus einem Bagel und innen aus einem flaumigen Croissant zusammen.

Mit dem süßen Donut hat ein Bagel aber nichts zu tun. Während ersterer in Fett herausgebacken wird, bäckt zweiterer im Ofen. Für Cragels-Erfinder Scot Rossillo, der sie über seinen Shop The Bagel Store erfolgreich vermarktet, war der Hybrid-Snack nur eine Frage der Zeit. "In Amerika sind Bagel und Croissant das beliebteste Essen zum Frühstück. Jetzt kann man beides in einem haben."

Experimentierfreudig ist auch Michael Bagley. Er will Traditionelles neu interpretieren und kreuzte für seinen Bruffin Brioche mit Muffins. Er wirbt mit einer "richtigen kleinen Mahlzeit", denn sein Bruffin enthalte auch Füllungen wie Salami, Pesto und Parmesan. Er hofft auf internationalen Erfolg, da er sein Produkt vielfältiger als etwa den süßen Cronut sieht.

Ein Burger aus Nudeln

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Experimentierfreudig ist auch das Team des Ramen-Burgers. Auch hier werden zwei Gerichte verbunden: der beliebte Burger und die typisch asiatischen Ramen-Nudeln. Beim Ramen-Burger ersetzen die zu Laibchen gepressten Nudeln das Weißbrotlaibchen.

Angefangen hat alles vor drei bis vier Jahren mit Cupcakes, den in kleinen Bechern gebackenen Kuchen (in den USA heißen sie Muffins) mit einem Creme-Gupf obendrauf. Sie sind mittlerweile in den verschiedensten Größen, Geschmacksrichtungen und Preisklassen erhältlich.

Wesentlich länger braucht das typisch nordamerikanische "Surf & Turf", bis es nach Europa gelangte. Die Kombination aus Fleisch (Steak) und Meeresfrüchten (amerikanischer Hummer) entstand in den 1960er-Jahren und auch wenn es sich seit einigen Jahren auf den Karten verschiedenster Steakhäuser findet - so richtig durchsetzen dürfte es sich nicht.

Trendforscher sehen angesichts der jüngsten Entwicklungen dennoch bestätigt, dass Ess-Experimente in unsere Zeit passen. "Die Konsumenten setzen sich mehr mit Esskultur auseinander, sind sehr neugierig und wollen immer am neuesten Stand sein." Dazu kommen Social Media-Portale, die die Verbreitung immens beschleunigen.

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