Die Renaissance des Aperitivo

Campari Bar beim Schwarzen Kameel.
Das italienische Kulturgut wird bei uns zum Feierabend-Trend.

Die Italiener haben traditionell ein gutes Händchen, wenn es um Stilfragen geht: Was heute als After-Work-Drink unter städtischen Arbeitnehmern beliebt ist, gehört beim südlichen Nachbarn bereits seit dem 19. Jahrhundert zur Tradition. Kaum ein Dorf, wo man sich zur Überbrückung beim Abendessen nicht einen Aperitivo an der Theke von Wirtshaus oder Café gönnt.

Die perfekte Entspannung, ein kleiner Genuss, nachdem man das Büro verlassen hat, der fließende Übergang von Arbeit zu Freizeit: So erklärt Sascha Dangschat vom Wiener Traditionslokal Zum Schwarzen Kameel den Aperitivo. In einer eigenen Campari Bar wird heuer erstmals dieser italienischen Aperitivo-Kultur gefrönt. Mit regem Zuspruch der Gäste. Denn der Begriff hat eine Doppelfunktion: Nicht nur das Getränk ist damit gemeint, sondern auch der Besuch der Bar mit Freunden und Kollegen am späten Nachmittag oder frühen Abend. Die soziale Funktion des Aperitivo ist nicht zu unterschätzen.

Gaspare Campari erfand den tiefroten Bitterlikör

Die Renaissance des Aperitivo
campari
Ein, zwei Campari Orange oder Aperol Spritz, gepaart mit kleinen, mediterranen Häppchen wie Oliven oder Tramezzini, gewürzt mit einer Prise mediterranen Lebensgefühl – das hat spätestens in diesem Sommer den Sprung über die Alpen geschafft. Italien war schließlich schon immer das Sehnsuchtsland der Österreicher. Der aktuelle Trend entspricht Lifestyle und Lebensgefühl: Die sommerliche Leichtigkeit haben viele schon im Urlaub kennen- und lieben gelernt. Für die junge Generation der Individualisten kommt ein Hauch anything goes noch dazu. "Aperitivo ist etwas, das nicht nach einem strikten Plan vorgeht, sondern vieles erlaubt", erklärt Thomas Hergge, Marketingleiter der Dachmarke Campari in Österreich.

Der Erfinder des tiefroten Bitterlikörs, Gaspare Campari, ist nicht ganz unschuldig am Aperitivo-Kult. 1860 kreierte er das Getränk aus über 60 Ingredienzen, darunter etwa Chinin, Orangenschalen, Rhabarber, Ginseng und Granatapfel. "Campari ist auch nach 150 Jahren am Markt noch immer der Ur-Aperitif", sagt Hergge. Und schon Herr Campari servierte sein Getränk in seiner noch heute berühmten Mailänder "Bar Camparino" mit Kleinigkeiten wie Oliven oder Käse.

Nach dem Aperol-Hype kommt die Renaissance des Campari

Die Renaissance des Aperitivo
Zum Schwarzen Kameel, Adi Hirschal, Treffpunkt Wien, Campari Bar
Dieses gewisse Lebensgefühl, das mit einem Glas Campari Soda oder Campari Orange in einem Gastgarten mitserviert wird, hat die Jahrzehnte überdauert. Auch wenn ihm der Aperol zwischendurch den Rang abgelaufen hat. "Bevor vor etwa acht Jahren der Aperol-Hype begann, war Campari die bekannteste Marke mit 90 Prozent Bekanntheitsgrad", erzählt Hergge. In dieser kurzen Zeit hat der orangefarbige Aperol – übrigens ebenfalls ein italienischer Bitterlikör und mehr als 100 Jahre alt – Österreich erobert. "Er ist in allen Altersschichten, von Anfang 20 bis ins Pensionsalter, beliebt." Bei Campari liege das Durchschnittsalter traditionell etwas höher. Doch jetzt ist wieder eine jüngere Generation auf den Geschmack von Campari gekommen. Hergge stimmt dem zu. "30- bis 35-Jährige entdecken ihn wieder als klassischen Afterwork-Drink."

Die Renaissance des Campari merkt man auch im Schwarzen Kameel – die Campari-Bar mit Aperitivo wurde bis 19. September verlängert. "Aperitivo-Stimmung gibt’s bei uns aber das ganze Jahr über. Das Herz des Lokals ist die Bar", betont Dangschat. Dort trifft man sich seit Jahrzehnten zum Stehimbiss, egal, ob wochentags nach der Arbeit oder am Wochenende. Werden beim klassischen Aperitivo stilgerecht Oliven, Erdäpfelchips und Blätterteighäppchen gereicht, geht es hier recht wienerisch zu. Bestellt werden ein Glas Wein und ein belegtes Brötchen aus der Vitrine. "Die Österreicher mögen halt gerne Wein", sagt Sascha Dangschat. Die Aufstrich-Rezepte wurden zum Großteil bereits vor 50 Jahren von Chefin Maria Friese kreiert. "Einige ihrer Brotbeläge wurden zu Markenzeichen unseres Hauses", betont Sohn Peter Friese, derzeitiger Besitzer.

"Seine Einfachheit überfordert niemanden, und es kommt Sommerlaune auf."

Die Renaissance des Aperitivo
Campari Bar beim Schwarzen Kameel.
Der österreichische Einschlag widerspricht dem Aperitivo keineswegs. Eben weil es keine Regeln gibt, eignet sich der Brauch für jede Gelegenheit. "Beim Aperitivo geht es nicht darum, einen siebenschichtigen Drink zu mixen", erklärt Thomas Hergge. "Viel wichtiger ist, einfach und schnell etwas Tolles zur Hand zu haben." Um Campari Orange oder Aperol Spritz zu mixen, muss man schließlich kein Bar-Profi sein. Und auch beim Essen geht es immer ums Wohlfühlen und um die Leichtigkeit des Seins – egal, ob in der Lieblingsbar oder zu Hause.

Dort eignet sich der Aperitivo überhaupt perfekt, wenn am frühen Abend schnell ein Snack zum Glaserl Aperol auf den Tisch kommen soll. Zum Beispiel, wenn die Nachbarin auf einen Plausch herüberkommt oder die Freunde der Kinder von ihren Eltern abgeholt werden. "Was man gerade zu Hause hat, ob süß oder pikant", empfiehlt Hergge. Diese Unkompliziertheit ist für ihn das wahre Geheimnis, warum sich der Aperitivo schon 150 Jahren hält. "Seine Einfachheit überfordert niemanden, jeder fühlt sich wohl und es kommt Sommerlaune auf."

Pisco, Zitronensaft, Zuckersirup und Eiweiß mit vier Eiswürfeln in den Cocktail-Shaker geben und kräftig schütteln. Den Pisco in ein kleines Cocktailglas abseihen und etwas Angostura hineinträufeln.

Beide Lillets im Cocktail-Shaker, Campari und Eiswürfeln verrühren, den Orangensaft dazugeben, in Gläsern mit Mineralwasser auffüllen.

Für die Crostini gewürfelte Zucchini salzen, 15 Min. ziehen lassen.

Zucchini abtropfen lassen und mit Olivenöl, Frischkäse und Chili fein pürieren. Zitronenschale und Thymianblättchen unterrühren, mit Salz abschmecken.

Tomaten in feine Streifen schneiden, Pinienerne ohne Fett in der Pfanne rösten, Brote im Rohr ca. 4 Min. rösten, mit Paste bestreichen, mit Tomaten und Pinienkernen garnieren. Warm servieren.

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