Bründlmayer: Der Sir unter den Winzern
Unter den angesehenen Weingütern des Landes sticht der Name Bründlmayer hervor. Das liegt an der Idee, feinen Wein zu machen, die der Vater dem Sohn mitgegeben hat. Und am Wunsch zu träumen.
Der Weinskandal war voll im Gange, 1985 war die Reputation österreichischen Rebsafts dahin. Der junge Langenloiser Willi Bründlmayer hatte vor ein paar Jahren das elterliche Weingut übernommen. Er hatte schon die feine Machart des Vaters geschätzt und ging den Weg des sorgfältigen, bedachten Weinbaus weiter. Schon in den ersten Jahren hatte er eigene Ideen umgesetzt, den Verzicht auf chemische Düngung etwa. Und bastelte an großen Weinen. Als nun der Weinskandal tobte, kelterte er gerade Chardonnaytrauben, die weltweit verbreitetste und wichtigste Weißweinsorte. Als dieser Chardonnay ’85 in der Flasche war, nahm ihn ein deutscher Journalist zur wichtigsten Prämierung nach Italien mit, ohne Bründlmayers Wissen.

"Ich habe das erst im Nachhinein erfahren", sagt Bründlmayer, der sich als Willi vorstellt. "Der Wein war auch längst ausverkauft, aber es kamen viele Liebhaber. Und zum Kosten war noch was da." Dann geschah etwas, das Bründlmayer als weiteren entscheidenden Schritt seines Winzerlebens bezeichnet: Er ließ all die Kenner den Chardonnay verdeckt mit einigen besonders guten Grünen Veltlinern verkosten. Bei den meisten schnitten die Veltliner noch besser ab. Plötzlich war der urösterreichische Wein, der immer als mitteltoll galt, in Mund und Kopf der ganz großen Weinexperten.
"Der Winzer ist nicht so kreativ"

Wenn Bründlmayer über Wein spricht, geht er ins Detail, als ob er eine Flasche öffnet und jeden Schluck genießt. Er redet dann von Qualität und dass man als Winzer das ganze Jahr Fehler machen kann, von Trauben, die verbrennen, wenn man zu stark Blätter vom Stock nimmt, oder die unter zu viel Laub ersticken. Von zu wenig Luft bei der Gärung, was die Hefe stresst, aber dass zu viel Sauerstoff Aromen killt. "Da verliert man immer etwas an Qualität. Viele glauben, der Winzer ist so kreativ. Der Meinung bin ich nicht. Es ist viel Kleinarbeit, die sorgfältig zu machen ist. Das kreative Element kommt von außen – vom Jahrgang, von der Lage. Wir müssen das möglichst perfekt umsetzen." In der Branche gilt Bründlmayer als Sir, der sein Produkt liebt. Er nickt mit verlegenem Lächeln und ist auch Diplomat, wenn er sagt: "Man muss ein Produkt machen, das einem selber schmeckt."
Das Leben, ein Traum


"Dieser Unglücksfall war hilfreich", sagt Bründlmayer. Ob er Dinge immer so balanciert sieht? "Eine gewisse Reifung hilft, problematische Momente zu überleben. Je länger man lebt, umso mehr weiß man auch, dass das wieder vorbeigeht."
Der Weg zu Bio
Er ging im Betrieb den Weg des Vaters weiter und und änderte doch vieles. "Ich hatte meine Anliegen. Man spritzte damals mit Mitteln, die man nicht einmal einatmen wollte. Ich stellte rasch die Bodenbewirtschaftung um, verzichtete auf wasserlösliche Düngemittel und pflanzte vielfältige Vegetation in den Zeilen, um der Monokultur entgegenzuwirken." Immer unsicher, ob das dem Vater gefällt. "Als er sich regeneriert hatte, nahm er dankbar zur Kenntnis, dass ich so eingesprungen bin. Mein Status war schlagartig anders. So hat er meine Tollheiten akzeptiert." Es ging ja noch immer um feinen Wein. Und die Zeit war jetzt viel reifer dafür. "Feiner Wein war in Mode."

Bei Rosésekt ist er Marktführer

Einen der derzeit so beliebten Sortensekte will Bründlmayer nicht herstellen. Da seien die Aromen immer – richtig – zu aufdringlich. "Man muss nicht alle Moden mitmachen. Aber: Es gibt kein Produktionsverbot. Wenn mein Sohn Vincent einmal einen Riesling-Sekt aus der Lage Heiligenstein machen will, soll er." Der älteste Sohn arbeitet schon im Betrieb. "Und macht großartige Weine aus alten Veltliner-Reben", wie der stolze Vater betont.

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