Bauernhof bietet Schlachtkurse an

Bauernhof bietet Schlachtkurse an
Wie fühlt es sich an, ein Tier zu töten? Bei Familie Wiesner bekommen Städter die Antwort.

Unendlich langsam sein Puls. Weich und schwer fühlt sich der Hahn an – und warm. Kalt das in der Mittagssonne glänzende Betäubungsgerät. Eine flache Hand vor seinen Augen verhindert nervöses Flattern. Anspannung macht sich bei der KURIER-Redakteurin breit. Heute ist sie die Schlächterin. Der Bauer führt die fremde Hand, genau zwischen den Augen setzt er an, dann wird abgedrückt. Mit einem scharfen Messer soll der Hals aufgeschlitzt und die Tat vollbracht werden. Ein präziser Schnitt mit spitzer Klinge, wieder führt der Bauer die Hand. Der Daumen drückt fest in den Hals des Hahns, das Blut rinnt in einen Topf. Das Leben entweicht. Wie es sich anfühlt, ein Tier zu töten? Leichter und schneller als befürchtet. Bilder vom Tötungsakt selbst bleiben im Gedächtnis der Autorin dieses Artikels nicht hängen, dafür brennt sich der Geruch des Ausnehmens fest ein. Erst das Video frischt die Bilder wieder auf.

Bauernhof bietet Schlachtkurse an
NICHT HONORARFREI

Aussteiger? Moderne Hippies? Systemverweigerer? Christoph und Isabell Wiesner lassen sich nicht leicht einordnen. Die beiden Landwirte führen seit 1995 einen Selbstversorger-Bauernhof in der niederösterreichischen Pampa, rund 45 Kilometer von Wien entfernt. Ihr Schrebergarten nahe der Wiener Wasserwiese platzte damals aus allen Nähten. Sie schmissen das Studium, flüchteten aus der Stadt und wollten unabhängig von der Lebensmittelindustrie sein. Ahnung von Tieren hatten die damaligen Studenten keine. Abenteuerlust schon.

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NICHT HONORARFREI

Ein ruhiges Landleben führen die Wiesners derzeit nicht. Seitdem das Ehepaar Schlachtkurse inklusive Rupfen und Ausnehmen für Städter auf ihrer idyllischenArche De Wiskentaleim Wischathal anbietet, haben sie Feinde. Landwirte, Nachbarn und Behörden wundern sich über die Intention des schlachtenden Ehepaares. Das blutige Geschäft solle besser hinter verschlossenen Türen stattfinden. Isabell Wiesner: "Mein Antrieb hat sich verändert: Anfangs wollte ich, dass meine Familie und ich wissen, wo das Fleisch herkommt und wie das Tier umgekommen ist. Jetzt will ich österreichische Traditionen erhalten und das Wissen, wie man ein Tier tötet und ausnimmt, weitergeben." Ihre vier Teenager-Kinder Max, Moritz, Mae und Meo stehen hinter ihnen. Nicht nur das, sie packen auch mit an. Aufgaben wie Füttern, Schlachten, Rupfen, Ausnehmen und Kochen gehören genauso zum Tagesablauf wie Vokabel lernen. "Wenn uns die Kinder den Rücken nicht stärken würden, würden wir das nicht auf uns nehmen."

Tiere töten

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NICHT HONORARFREI

In Österreich darf jeder unter dem Begriff Hausschlachtung Tiere (Rinder ausgenommen) für die Eigenversorgung schlachten. Der Gesetzgeber schreibt in diesem Fall lediglich vor: "Beim Verbringen, Unterbringen, Ruhigstellen, Betäuben, Schlachten und Toten müssen die Tiere von ungerechtfertgiten Schmerzen, Leiden, Schäden und schwerer Angst verschont bleiben." Am Besuchtag des KURIER findet eine Hausschlachtung statt. Am Misthaufen. Christoph Wiesner: "Der einzige Platz, der bei uns ein Flüssigkeits-dichter Bereich ist, dadurch kann der Boden nicht mit Blut kontaminiert werden." Dabei rollt Wiesner die Augen – mit Österreichs Gesetzen hat er so seine liebe Not. Gut die Hälfte der Schlachthöfe in Österreich arbeitet mit Elektroschockbetäubung, der Rest betäubt mit Kohlendioxid oder Strom. Angebote für Konsumenten, Tiere beim Bauern zu bestellen und selber vor Ort zu schlachten, fehlten bisher. In Zeiten vonDiskussionen über Tierrechte und Massentierhaltungein legitimer Wunsch von Konsumenten. Was Christoph Wiesner unter "tiergerechten Schlachtungen" versteht, ist für den Landwirten nicht leicht zu beantworten: "Ab welchem Punkt leidet das Tier mehr? Wenn das Tier in einem Paternoster in den Tod fährt oder stressfrei am Bauernhof geschlachtet wird? Wie immer man dazu steht, für die österreichischen Behörden sind Vergasungen der schönste Tod für das Schwein, dabei heißt es, der Erstickungstod sei der schlimmste."

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NICHT HONORARFREI

Frome nose to tail. Die Familie verarbeitet ihre Tiere ganz. Wovon sie nicht abbeißen können, landet im Suppentopf. Am Besuchtag des KURIER haben sich zwei Bekannte der Familie angesagt. Die beiden Männer helfen beim Rupfen und Ausnehmen – am meisten beschäftigt sie die Hoden des Federviehs. Allerdings zeigt sich beim Ausnehmen, dass die KURIER-Redakteurin die größten Eier hat. Und auch einen empfindlichen Magen, was Gerüche angeht.

Selbstversorger

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Tiere, Honig, Äpfel, Birnen, Kirschen, Pfirsiche, Ribisel, Erdäpfel, Zucchinis – es gibt nichts, was die Familie nicht anbaut. Sie nennen es einen geschlossenen Kreislauf: Für den Sommer bauen sie auf ihrem Grund und Boden Gemüse und Obst an, denn die Schlachtungen finden nur zwischen November und Ostern statt. Heu und Stroh für die Tiere ernten sie auf 17 Hektar großen, gepachteten Feldern im Waldviertel. Den riesigen Aufwand, den sie für ihren Lebensstil betreiben müssen, empfinden sie als ungerechtfertigt.

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Ein Teil der Familie verzichtet auf Kohlehydrate und isst nur Fleisch, Schinken und Wursterzeugnisse aus eigener Verarbeitung. Isabell Wiesner: "Das, was du essen sollst, wird immer schlimmer. Unser Sohn hat auf dem Skikurs zwei Tage lang nichts gegessen, weil er das billige Faschierte aus Überzeugung nicht essen wollte. Je mehr wir uns mit Essen beschäftigt haben, desto mehr sind wir darauf gekommen, wie wir Konsumenten betrogen werden." Als Outlaws wollen sie sich nicht sehen: "Nein, es gibt viele Leute, die so denken und leben wie wir. Nur am Anfang glaubt man, man ist alleine."

Die nächsten Schlachtkurse veranstaltet die Familie im November. Trotz Wind, der ihnen entgegen bläst. Aussteiger? Moderne Hippies? Systemverweigerer? Wohl am ehesten Überzeugungstäter.

Herr Wiesner schlachtet einen Puter

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Schlachten
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