Diese Schätze birgt die Bibliothek von Autor Michael Stavarič
Der Autor von „Die Schattenfängerin“ erfreut sich an einem Säulenheiligen Österreichs und seinem Lieblingsgenre: dem Versroman.
Seinen neuen Roman hat er mit der Hand geschrieben. Mit Füllfeder, in ein Schreibheft, so wie alle anderen zuvor auch. „Die Schattenfängerin“ wird von der Kritik über den grünen Klee gelobt. Eine Tochter verliert früh ihren Vater, begibt sich auf seine Spuren und ergründet seine Faszination für Sonnenfinsternis und Mondschatten. Ein modernes Märchen voller Magie.
Das Buch steht im Regal, wie so viele andere in der Altbauwohnung von Michael Stavarič: Bücher, wohin man schaut. Gäste, sagt er, sind deshalb mitunter herzlich eingeladen, eines, das ihnen gefällt, mitzunehmen.
Michael Stavarič vor seinem Bücherregal: Gäste dürfen Exemplare mitnehmen
©Kurier/Barbara NidetzkyMichael Stavarič schreibt Romane mit Füllfeder
Wenn Stavarič schreibt, dann auf einem großen Eichentisch. Wenn er von seinem Schreibheft aufsieht, blickt er auf das Bild eines Aborigines-Künstlers: Der Kosmos, wie das indigene Volk Australiens ihn sieht: in blauer Pracht. Und wenn Stavarič liest? Dann auf einer roten Sitzecke, unter dem Bücherregal. „Die Ursache“ zum Beispiel.
Der Autor an seinem Arbeitsplatz: Stavarič schreibt seine Romane mit Füllfeder
©Kurier/Barbara Nidetzky„Thomas Bernhard ist der Säulenheilige der österreichischen Literatur, der unserer Gesellschaft den Spiegel vorhält“, so der Autor. „Ich mag seine Haudrauf-Mentalität und die Österreich-kritischen Passagen. Ein Buch von ihm sollte in jedem Haushalt stehen.“
Verse und Einsamkeit
Auch vorzufinden: Anne Carson mit „Rot. Ein Roman in Versen“. Stavarič liebt Versromane. In diesem überträgt Carson den mythischen Kampf des Monsters Geryon gegen Herakles in die Gegenwart, in der beide sich voller Verlangen ineinander verlieben. „Feindschaft wird umgedreht in eine Liebesgeschichte. Ein beeindruckendes Werk, eine großartige Dichterin, dieses Buch ist eine kleine Bibel für mich.“
Als drittes Buch in der Bibliothek sticht „Allzulaute Einsamkeit“ von Bohumil Hrabal hervor. Ein Ich-Erzähler muss für ein Regime in einer Altpapier-Anlage Bücher vernichten. Doch selbst Verbrennen nützt nichts, man hört die Bücher im Feuer leise lachen. „Ein sehr kluges, ernstes Buch, das dennoch nicht mit Humor spart“, so Michael Stavarič. „Und für alle Zeiten relevant.“
Die Bücher im Überblick:
- Thomas Bernhard: „Die Ursache“ (Residenz Verlag) – autobiografische Erzählung über Bernhards Jugend und traumatische Erfahrungen
- Anne Carson: „Rot. Ein Roman in Versen“ (Piper) – der griechische Mythos in die Gegenwart transportiert: eine Liebesgeschichte
- Bohumil Hrabal: „Allzu laute Einsamkeit“ (Suhrkamp) – ein Arbeiter muss für die Zensur Bücher vernichten. Vergebens
Kommentare