Serie "Friends", Jennifer Aniston, Matthew Perry, Courteney Cox

Die Kultcafés der Serienwelt: Welche man wirklich besuchen kann

Von „Friends“ bis „Emily in Paris“: Wie Seriencafés den Tourismus verändern und welche nur im Studio existieren.

Der Eiffelturm? Schön und gut. Aber waren Sie schon einmal im Café de Flore? Für viele, die einen romantischen Besuch in Paris planen, darf ein Besuch im 1887 eröffneten Kaffeehaus nicht fehlen. Wobei das weniger mit der spannenden Historie und ehemaligen Stammgästen wie Camus, Picasso und Giacometti zu tun hat oder dass Jean-Paul Sartre hier seine Pressekonferenz abhielt, in der er den Literaturnobelpreis ausschlug. 

Vielmehr treffen sich in „Emily in Paris“ dort die Heldin der Hitserie und ihre beste Freundin Mindy gerne, um ihre Liebeswirren zu bequasseln. Das lässt das Geschäft zwar ordentlich brummen. Aber es sorgt auch für Ärger bei den Einheimischen. Denn die Drehorte der Serie werden mittlerweile von Selfie-wütigen Touristen gestürmt. Ähnlich geht es dem Restaurant L’Esprit de Gigi, in dem Emilys Herzblatt Gabriel seine Gäste einkocht, und das in Wirklichkeit ein Italiener namens Terra Nera in Montmartre ist. Man spricht vom sogenannten „Emily-Effekt“.

Das Wohnzimmer der "Friends"

Ob Cafés, Diners oder Restaurants: Lokale sind in den erfolgreichsten Serien nicht wegzudenkende Epizentren der Handlung geworden. Wer könnte vergessen, dass die von Jennifer Aniston gespielte Rachel in „Friends“ im Central Perk einen Job als Kellnerin annimmt oder dass Ross und Rachel sich dort vor der Tür zum ersten Mal küssen?

 Gerade in der legendären Sitcom funktioniert das Kaffeehaus als verlängertes Wohnzimmer. Ein vertrautes Plätzchen für die Figuren wie auch für das Publikum und eine emotionale Bühne, auf der geliebt, gestritten, gelebt wird. Besuchen kann man das Central Perk übrigens tatsächlich. Allerdings nicht als echtes Café, sondern als Set, das man sich bei einer Studio-Tour bei Warner Bros. in Hollywood anschauen kann. Spannend: In Singapur, China und den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde das Serienlokal nachgebaut. „Friends“ hat Freunde auf der ganzen Welt.

Serie "Friends", Jennifer Aniston, Matthew Perry, Courteney Cox

Verlängertes Wohnzimmer: das Central Perk in „Friends“, mit Jennifer Aniston & Co. als Gäste

©imago images/Everett Collection/Courtesy Everett Collection via www.imago-images.de

Neurosen und fettfreier Latte

Auch aus einer anderen Kult-Sitcom ist ein Lokal nicht mehr wegzudenken: In Monk’s Café in „Seinfeld“ diskutiert die Clique rund um den namensgebenden Komiker ausführlich ihre Neurosen. Die Serie des alten Grantlers Larry David ist berühmt dafür, eine „Show about nothing“ zu sein, also bloß nervige Alltagsthemen zu behandeln. Monk’s Café heißt im echten Leben Tom’s Restaurant und liegt nahe der Columbia University. Und wer will, kann dort so wie Jerry, George, Elaine und Kramer über Dating, mühsame Chefs oder Thunfisch-Sandwiches philosophieren. Übrigens: Auch ein berühmter Song stellt das Restaurant in den Mittelpunkt – „Tom’s Diner“ von Suzanne Vega. 

Serie "Seinfeld", Jason Alexander, Julia Louis-Dreyfus, Michael Richards, Jerry Seinfeld

Diskutieren ihre Neurosen: George, Elaine, Kramer und Jerry in Monk’s Café in der Kult-Sitcom „Seinfeld“

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Andere Serien lassen ihre Protagonisten überhaupt gleich hinter der Schank schuften. Keri Russell kredenzte in „Felicity“ ihren Gästen Cappuccino. In seinen besten Zeiten war das Dean & DeLuca eine Kaffeehauskette in SoHo, Manhattan, mittlerweile sind die Filialen geschlossen, die Marke hat aber Standorte in Hawaii und Japan.

In „Cheers“ stand Ted Danson hinter der Bar. Als Inspiration für das Studio-Set diente das Bull & Finch Pub in Boston, das nun den Namen der Serie trägt und noch immer Fans anzieht. Ein Ableger von „Cheers“ ist die Sitcom „Frasier“, die in Seattle spielt. Während die hochkultivierten Psychiater-Brüder Frasier und Niles Crane zuhause feinen Sherry verkosten, nippen die zwei Snobs im Café Nervosa gern an komplizierten Kreationen wie einem halb koffeinfreien, doppelt großen, fettfreien Latte ohne Milchschaum (gern mit einer Prise Zimt). Es stand als Set in L.A. 

Dasselbe gilt für Luke’s Diner in „Gilmore Girls“. Und das MacLaren’s Pub in „How I Met Your Mother“, wo Ted Robin seine Liebe gesteht und Barney Frauen aufreißt? War inspiriert von McGee’s Pub, in der 240 West 55th Street, New York. Wer will, kann dort tatsächlich ein Bier trinken gehen. „Challenge accepted!“

Aber nicht nur Sitcoms setzen auf Lokale. Das Double R Diner in „Twin Peaks“ heißt in echt Twede’s Café und liegt in North Bend, Washington. Im Jahr 2000 brannte es ab, wurde aber detailgetreu wieder aufgebaut. Man kann dort wie Kyle MacLachlan als Agent Dale Cooper einen Kirschkuchen schnabulieren – eine Pilgerstätte für Fans der Mystery-Serie. Ein anderes Kultcafé musste hingegen schließen: Das Coffee Shop, hipper Treff für Carrie & Co in „Sex and the City“ und in echt für Promis und Models am Union Square in New York, machte 2018 dicht. Der Grund: massiv erhöhte Mietpreise.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schrieb für 110%, das Sport- und Lifestyle-Magazin von Die Presse. Seit 2020 Redakteur der KURIER Freizeit mit Reportagen, Kolumnen, Texten zu Kultur, Gesellschaft, Stil, Reise und mehr. Hunderte Interviews, von Beyoncé und Quentin Tarantino über Woody Allen und Hugh Grant bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio sowie in der deutschsprachigen Kulturszene. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Liebt Kino, Literatur und Haselnusseis.

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