Nummer 333

Ich gehe also hin, in Frieden und warmen Herzens.

Das ist der dreihundertdreiunddreißigste Text, den ich an dieser Stelle veröffentlichen darf. Das ist schön. Dreihundertdreiunddreißig. Ich liebe schöne Zahlen.
Die Staffeln meiner augenblicklichen Lieblingsserie The Wire gehen oft folgendermaßen zu Ende: Ein wunderschönes Lied wird gespielt, und dazu fallen kleine aufschlussreiche und rührende Schlaglichter auf die liebgewonnenen Personen der Geschichte, Schlaglichter, die zeigen, wohin es geht, oder doch zumindest, was grad los ist. Also. Spielen wir ein wunderschönes Lied, ich würde sagen: Die Strottern, Wia tanzn is. Und dazu das Folgende: Es ist Abend. Der Erstgeborene kauft uns im Supermarkt ein. Aus dem, was er heimbringt, schnipple ich das allseits beliebte Paprika-Bulgogi zusammen. Dann macht er sich schön, der Große, und verabschiedet sich zu einem DJ-Dings im Kloburger Strandbad. Die kleineren Geschwister knotzen am Sofa und schauen WM-Auslosung für Russland 2018. Sie haben schon einiges an Ferien hinter sich, tragen runde, wachsame und fröhliche Sommergesichter. Mir fällt ein, dass ich 2018 schon über 50 bin. Die Liebste sucht Gewänder und Sachen für unsere große Schwedenreise zusammen. In drei Tagen fahren wir. Bei den Strottern kommt jetzt das schöne Posaunensolo. Über Erdberg das Gewitter wird doch nix. Es löst sich in Windböen und Abkühlung auf. Das Bulgogi ist fertig, die WM-Auslosung noch nicht. Zur Überbrückung gebe ich der Liebsten ein Bussi und dann die Hand. Die Strottern sind am Ende.
Dreihundertdreiunddreißig. Das ist mein letzter Text. Ja, warum? Vielleicht, weil ich im Augenblick grad so viel Musik machen darf, und das auch will. Vielleicht, weil meine Kinder größer werden und ihr Leben, naja, privater. Vielleicht, weil man ja mit allem aufhören soll, wenn es am schönsten ist, sprich: dreihundertdreiunddreißig. Wahrscheinlich stimmt alles. Ich gehe also hin, in Frieden und warmen Herzens. Tausend Dank meiner Redaktion, Respekt und Freundschaft meinen Lesern. Finden kann man mich: auf einem Radl in Erdberg, mit einer Gitarre auf der Bühne oder im Wald. Derweil schönen Sommer.

Gute Zeit.

ernst.molden@kurier.at

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