Vollgas Society

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Prominente Namen, exklusive Karosserien. Ein Bildband von Marianne Fürstin Sayn-Wittgenstein entführt in eine vergangene Epoche des Motorsports. Als Stars wie Curd Jürgens umschwärmte Zaungäste beim Grand Prix waren und Hasardeure ohne Helm und Gurt furchtlos die Boliden pilotierten.

Das waren noch Zeiten. „Man fuhr Steyr, Austro-Daimler und Rolls-Royce“, erinnert sich Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein an ihre Kindheitstage zwischen Plüsch, Pomp und noblen Pferdestärken. 94 Jahre ist die Ur-Ur-Ur-Ur-Enkelin von Kaiserin Maria Theresia jetzt alt. Das heißt, sie kann tatsächlich behaupten, beinahe ein ganzes automobiles Jahrhundert erlebt zu haben. Und zwar aus bester Perspektive. Blättert man in „Stars & Sportscars“, dem opulenten Bildband der gebürtigen Salzburgerin, spürt man fast den Geruch von verbranntem Benzin in der Nase. Mittendrin statt nur dabei, war wohl schon damals die Devise. „Mamarazza“, wie die Fürstin von Prinzessin Caroline von Monaco gerne genannt wird, stand stets in der ersten Reihe. Sie war befreundet mit Gentlemen-Racern wie Graf Berghe von Trips, Fritz Huschke von Hanstein oder Rudolf Caracciola. Und sie war mit ihrer Kamera auch zur Stelle, als sich Stars wie Curd Jürgens am Pistenrand blicken ließen. Überhaupt die Kamera! Als „Manni“ Sayn-Wittgenstein zum ersten Mal eine in die Hände bekam, sprach man noch ehrfürchtig vom „Fotoapparat“. Schnappschüsse zu machen oder gar drauflos zu „knipsen“, war nicht angesagt. Als ihr der Vater die erste Fotokamera schenkt, überreicht er sie der Elfjährigen mit den mahnenden Worten: „Bilder sind teuer. Überlege dir genau, was du fotografierst, bevor du auf den Auslöser drückst. Verschwende kein Geld.“ Dieser Rat zeigte offenbar Wirkung. Die Aufnahmen der adeligen Fotoreporterin beweisen, dass sie den gewissen Blick besitzt.

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Sie drückte auf den Auslöser: Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein

Zur rechten Zeit am richtigen Ort, drückte die prominente Gesellschaftsexpertin auch noch in genau dem einen, dem perfekten Moment auf den Auslöser. Ihre Bilder faszinieren auf jeden Fall auch über ein halbes Jahrhundert später. Bei de Celebrities ist Marianne zu Sayn-Wittgenstein bis heute gern gesehen. Ein Grund dafür mögen ihre „ländlichen Mittagessen“ während der Salzburger Festspielzeit sein. 18.000 Gäste tauchten dort über die Jahre auf, die ebenso viele Schnitzel verzehrten, rechnete Gunter Sachs, langjähriger Vertrauter der „Förschtl“ einst nach. Bekannt sind ihre Fotografien von Promis wie Bianca Jagger, Hollywood-Größen wie Steve Martin, Dennis Hopper und Arnold Schwarzenegger, ebenso wie von den Stardirigenten Leonard Bernstein und James Levine. Auch Staatsoberhäupter, Minister und Wirtschaftsbosse wie Henry Ford oder Zigarrenlegende Zino Davidoff ließen sich von der resoluten Dame, der man ihr hohes Alter so gar nicht ansieht, ablichten. Dass sich „Mamarazza“ Jahre zuvor ganz wie ein Paparazzo auf Landstraßen und Betonpisten zwischen brüllenden Motoren und furchtlosen Piloten herumgetrieben hat, gilt als nahezu unbekannt. Diese beiden Welten zu verbinden, verlangte Disziplin: „Wenn ich einen Film mit 36 Aufnahmen in der Kamera hatte, habe ich am Nürburgring auf die letzten sechs Aufnahmen verzichtet, da ich wusste, dass wir am Abend Gäste auf Schloss Sayn hatten – und da benötigte ich noch sechs Bilder.“

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