Schottland singt für Marokko

Alle meine Fußball-WMs: 1994 bis 2010

An 1994 in den USA erinnere ich mich am wenigsten gut. Eigentlich nur an die Tragödie um Franco Baresi. 1982, als Italien Weltmeister wurde, kam er nicht zum Einsatz. 1986 war er nicht im Kader. 1990 beim Heimturnier war er in der Form seines Lebens, Italien schied im Halbfinale im Elferschießen gegen Argentinien aus (Baresi hatte sicher verwandelt). 1994, seine letzte Chance. Dann im zweiten Spiel: Schwere Knieverletzung. Das Wunder geschieht: Der Kapitän wird bis zum Finale gegen Brasilien wieder fit, spielt 120 Minuten fehlerfrei – und verschießt den ersten Elfer. Brasilien wird Weltmeister. 1998, Frankreich. Herzogs Zehe ist außer Form. Ein echter Gänsehaut-Moment: Marokko fegt Schottland vom Platz, scheidet aber aus, weil Brasilien gegen Norwegen keine Lust hat, zu schwitzen – und Schottlands Fans singen für die weinenden Marokkaner „You’ll Never Walk Alone“. So fair kann Fußball sein. 2002. Auf Urlaub mit zwei Kleinkindern sowie vielen Darmgrippeviren in Kroatien. Die meisten Spiele verschwimmen im Dunst des Schlafmangels. Das Spiel um Platz drei soll großartig gewesen sein, wir waren zurück aus dem Urlaub und ich schlief 24 Stunden durch. 2006, Deutschland, das einzige Mal, dass ich ein Panini-Album voll bekam, und zwar mit Kahn und Lehmann. 2010, Südafrika, ich kann nicht Vuvuzela blasen, meine Kinder lachen sich schief. Im Finale versucht Holland alles, sieben rote Karten zu bekommen, kriegt aber keine einzige. Ein schandbares Auftreten. Uruguay hatte zuerst sehr viel Glück und dann sehr viel Pech. Fazit: Ich bin jetzt neuneinhalb Fußball-WMs alt. Bei meiner ersten waren die Spieler alte Männer, heute sind sie kleine Kinder.

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