„Wia miassn se anbietna!“

Alle meine Fußball-WMs: 1974-1990

An den Fußball Verlorengegangene wie ich messen ihr Lebensalter nicht in Jahren, sondern in Fußball-Weltmeisterschaften. An 1974 kann ich mich kaum erinnern. Wir hatten damals zwar schon einen Fernseher, aber FS1 und FS2 kamen nur rein, wenn die Windrichtung stimmte. Dafür weiß ich noch alles aus der Qualifikation für 1978. 9:0 gegen Malta in Salzburg, z. B., sechs Krankl-Tore. Ich schnitt damals die Spiele auf Tonbandkassette mit und hörte sie mir am Tag darauf noch einmal an. Für die WM 1978 bekam ich meinen ersten eigenen Fernseher, einen winzigen Schwarzweiß-Kasten. Und dann gab es noch die eierförmigen KURIER-Pickerln, auf den Spielerköpfen wucherten Dauerwellen und Schnurrbärte, teilweise sogar Schnurrbärte mit Dauerwelle. 1982, die Schande von Gijon. Und das unfassbar spannende Spiel Deutschland gegen Frankreich (3:3, Deutschland im Elferschießen), das ich in einer Campingplatzkantine in Kassel sah, auf einer Schulreise nach Dänemark, wir schlichen uns aus den Zelten und erlebten, wie Schumacher Battiston zu Brei haute.

1986, WM in Mexiko. Maturareise, die ganze K.o.-Phase sah ich in einer Diskothek in Mykonos. Brasiliens große Generation (Socrates! Zico!) ging in einem legendärem Spiel gegen Frankreich (Platini! Giresse! Tigana!) unter, Zico verschoss den Elfer, und der DJ spielte "That’s The Way (I Like It)". 1990, Österreich gewinnt in Vorbereitungsspielen daheim gegen Holland und auswärts gegen Spanien, verliert aber gegen Wiener Neudorf – und geht in der WM-Vorrunde unter, Toni Polster brüllt beim Spiel gegen die USA "Wia miassn se anbietna, Hurerei!" Das Bild des Turniers: Natürlich Beckenbauer, der ganz allein als Weltmeister über den Rasen schlendert und weiß: Besser wird es nicht mehr.

Nächste Woche dann: 1994 bis heute.


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