Nicht da und doch vorhanden

Teil 2 des Sprachpannen-Jahresrückblicks.

Und hier kommt schon Teil zwei unseres längst traditionellen Rückblicks auf Sprachpannen und Formulierungsunfälle.

Im zu Recht sehr beliebten Fragebogen auf der letzten Seite dieses feinen Magazins zitierten wir einen Wunsch des ORF-Korrespondenten Karim El-Gawhary so: „Dass Österreich mehr syrische Flüchlinge aufnimmt.“ Diesem gar nicht gefluchten Wunsch ist nichts hinzuzufügen – außer einem T.

Im Chronik-Teil berichteten wir über neue Schneeräumfahrzeuge der Asfinag, dass diese „heiße Sohle einsetzen“ – offenbar ein heißer Tanz auf auch sprachlich glattem Eis. Und im außenpolitischen Teil schrieben wir: „Ein Flugverbot (...) lehnt der US-Präsident deklariert ab.“ Möglicherweise wird aber künftig beim US-Zoll danach gefragt, ob der Reisende nicht etwas zu dezidieren habe.

Die Kollegen vom profil schrieben zum Thema Wahlen: „... weil die Verlierer alle Hände voll zu tun haben, ihre Wunden zu lecken.“ Wie das genau vorsichgeht, verriet profil leider nicht – aber es klingt jedenfalls so, als könne man dabei grundsätzlich nichts gewinnen.

Die Presse wusste Erstaunliches zu melden: „Iva Schell war das erste Mal ohne ihren verstorbenen Gatten Maximilian Schell bei der Fête Impériale.“

Ebenfalls Bemerkenswertes erfuhren wir aus der Zeitung Österreich. Es ging um einen Burschen aus Salzburg, der eine Panzerfaust aus dem Zweiten Weltkrieg fand. „Sprengstoff und Zündkapsel waren sogar noch vorhanden!“, wusste Österreich. Um einen Absatz weiter einen Experten vom Entminungsdienst zu zitieren, der sagte: „Es waren weder Zündkapsel noch Sprengstoff vorhanden.“ Nicht da und doch vorhanden – auf jeden Fall hatte Österreich diese Meldung exklusiv.

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