Überall blühen Hosen

Gerechtigkeit für die Jogginghose!

Unlängst wurde die Hollywood-Schauspielerin Eva Mendes mit dem Gedanken vorstellig, die Jogginghose sei schuld am Scheitern vieler Ehen. Und da tat mir die Jogginghose leid: Jeder trägt sie, aber jeder schimpft auf sie. Ihr Leumund liegt im Bereich von zentralasiatischen Diktatoren und ansteckenden Hautausschlägen. Ich aber mag Jogginghosen. Jetzt gerade, während ich das schreibe, trage ich eine. Ich finde Jogginghosen, so man sie nicht verwechselt und versehentlich einen Kartoffelsack angezogen hat, ziemlich fesch. In einem Kaffeehaus sah ich einmal Elfriede Jelinek, gewandet in ein schwarzes Sakko und eine Jogginghose. Sie sah sehr elegant aus, jeder Zoll eine Nobelpreisträgerin.

Ich trage Jogginghosen noch heute so, wie es mir mein Schulkollege Alex Riff (Sohn des Filmemachers Sepp Riff und der Schauspielerin Lotte Ledl) vor 30 Jahren beigebracht hat: Man muss die Hosenbeine umschlagen, aber so, dass es aussieht, als sei diese Krempelung zufällig passiert – ein kompliziertes Kunststück. Alex ließ mich lange üben, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war.

Was Eva Mendes offensichtlich sagen wollte: Die Jogginghose ist Symbol und Hauptausdrucksmittel jener Haltung, die viele Beziehungen irgendwann verdunsten lässt: Gleichgültigkeit. Der Jogginghosenträger, der seine Jogginghose zwischen Kühlschrank und Couch spazierenführt, signalisiert dem Partner, dass er sich nicht mehr um ihn bemühe. Da wird Mendes schon recht haben. Andererseits: Man kann die Jogginghose gegen Strapse oder Tigertanga tauschen und trotzdem am Partner desinteressiert sein. Man kann in Jogginghosen empathisch und ohne Jogginghosen kalt und gleichgültig sein. Der Träger macht die Hose, nicht umgekehrt.

Übrigens: Eva Mendes’ Mann, der Schauspieler Ryan Gosling, ließ wissen: Er trage gerne und oft Jogginghose.

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