Phyrs Phaterland

Über Deutschlehrer, die Ferse von Oscar und gute Noten für schlechtes Deutsch.

Eine Leserin ärgert sich über meine Sprachpannen-Jahresrückblicke: Wenn ich Sprachpannen so interessant fände, hätte ich lieber Deutschlehrer werden sollen.

Nun, ich hatte ja nach der Matura überhaupt keine beruflichen Pläne. Meine Traumberufe – Milliardenerbe, Lottogewinner und Rolling-Stones-Gitarrist – stehen nicht einmal bei Humboldt im Lehrplan. Ich wusste nur, was ich auf keinen Fall werden wollte: Deutschlehrer. Meine Eltern sind Deutschlehrer – noch einen mehr hätte die Familie nicht verkraftet. Wir waren schon so verhaltensoriginell genug. Mein Vater sprach wildfremde Menschen gerne mit dem Satz „Das heißt nicht ,Wegen dem Wetter’, sondern ,Des Wetters wegen’“ an. („Sie sagen ja auch nicht ,wemwegen’, sondern „weswegen“). Und meine Mutter ging nie ohne roten Kugelschreiber aus dem Haus, um im öffentlichen Raum vorhandene orthografische Fehler mit Doppelstrich anzuzeichnen.

Ich wäre als Deutschlehrer eine Fehlbesetzung, weil Deutschlehrer Fehler ja bekämpfen. Ich dagegen liebe Fehler. Wenn ich im KURIER lese „Diego Costa erhöhte nach feiner Vorarbeit mit der Ferse von Oscar“, dann möchte ich den Kollegen, dem im gnadenlosen Druck des 24-Stunden-Journalismus die Wörter „von Oscar“ an die falsche Stelle gerutscht sind, abbusseln, weil ich vor mir sehe, wie Costa die Ferse von Oscar an sich nimmt, um zu erhöhen.

Und wenn ich sehe, dass der lokale Kandidat einer auf Inländischsein bedachten Partei den Namen seines Heimatorts auf einem Plakat „Phyra“ schreibt (statt Pyhra), dann kostet es mich übermenschliche Kraft, nicht „phyr Phyra, Pholk und Phaterland“ zu dichten. Als Deutschlehrer würde ich die Schüler für Sprachpannen belohnen, anstatt ihnen schlechte Noten zu geben, und das wäre schlecht für das Bildungsniveau.

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