Wer badet die Suppe aus?

Der richtige Versprecher ist eine Kunstform - und sollte eine ROMY wert sein.

Dieser Tage sagte die Radiojournalistin Andrea Maiwald im Ö1-„Morgenjournal“, einen Beitrag über die Hypo Alpe Adria ankündigend: „Sie wollen die Suppe nicht allein ausbaden.“ Und da konnte ich trotz dieser beschissenen Hypo Alpe Adria nicht mehr aufhören zu lächeln (ich bitte um Entschuldigung, ich weiß, Hypo Alpe Adria sagt man nicht).

Der richtige Versprecher ist eine Kunstform – der KURIER sollte eine ROMY für die beste Sprachpanne des Jahres ausloben. In Zeiten, in denen man nicht damit rechnen darf, in den Nachrichten auf Erfreuliches zu stoßen, sollten wir für jeden erheiternden Aspekt dankbar sein, der sich zwischen die Schlagzeilen schmuggelt.

„Die Suppe ausbaden“ ist ein sogenannter Bildbruch und wird zur Form der Katachrese gerechnet (Danke, Herr Professor Google). Katachrese bedeutet im Altgriechischen „Missbrauch“: In diesem Fall werden zwei Sprachbilder so verbunden, dass sie einander reiben und widersprechen – und das Ergebnis dieser Reibung ist Komik. Großmeister der Katachrese war Johann Nestroy („Wenn alle Stricke reißen, häng ich mich auf“). Im Internet findet der einschlägig Interessierte Hunderte Beispiele, von „Wir ziehen alle am selben Boot“ bis zu „ Jemanden hinters Ohr führen“.

„Die Suppe ausbaden“ ist deshalb so fein, weil dieses Bild dem Hirn geradezu anbietet, es zu erweitern – etwa in Richtung „Auf der Nudelsuppe daherschwimmen“ oder in Richtung „Kind mit dem Bade ausschütten“. Das Schöne an der Katachrese ist ja: Der Grenzverlauf zwischen freiwilligem und unfreiwilligem Humor ist vage. Ich traue der eleganten Sprecherin Maiwald sofort zu, das Suppenbad absichtlich eingelassen zu haben. Jedenfalls sollten alle Radio-Neulinge verpflichtend den Kurs zu besuchen haben: So verspreche ich mich richtig.

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