In der Menschenausstellung

"Hattaratta watta watta Kruppsdiesestahl/wassalassa Nachta hassa gacka gamacht, oh-o, oh-oh“.

Ab und zu mache ich ganz gerne All-inclusive-Urlaub. Man lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen, Schirmchendrinks servieren und beobachtet die Menschenausstellung. Dabei kann man das schöne Gefühl konsumieren, ganz anders zu sein – oder wie ich zu sagen pflege: Alle anderen sind anders, nur ich bin es nicht. (Und ja: Natürlich ist das auch eine Form von Selbstbetrug.)

Und wirklich waren sie alle da. Zum Beispiel der dürre Niedersachse, der mit nacktem Oberkörper, nur in abgeschnittene Jeans gekleidet, Tennis spielte – und dann direkt vom Match in genau dieser Adjustierung zum Essen kam. Oder die beiden Russinnen, bei denen man sich immer die Frage stellte: Wenn die eh so riesige Airbags vorne dranmontiert haben – wieso wurden ihre Lippen dann offenbar beim Aufprall auf ein stehendes Hindernis geformt? Die eine Russin war beim Essen ständig damit beschäftigt, ihre widerspenstige Oberweite, die sich aus dem Staub machen wollte, in ihr Leopardentop zurückzuzwingen.

Großartig war auch der Engländer: Heftig bemüht, dem Klischee zu entsprechen, trank er große Mengen von Bier und Gin und war nach einem Tag rot wie der Sonnenuntergang im Industrienebel von Sheffield, wodurch seine Seefahrer-Tattoos interessante Farben annahmen. Im Gespräch erwies er sich dann als einer der höflichsten Menschen, denen ich je begegnet bin.

Mein Liebling war aber die aus Südamerika stammende Hotelsängerin, die versuchte, den Text des vom deutschen Tennisspieler laustark geforderten Liedes „Atemlos“ vom iPad abzulesen, was sich etwa so anhörte: : „Hattaratta watta watta Kruppsdiesestahl/wassalassa Nachta hassa gacka gamacht, oh-o, oh-oh“.

Die interessantesten Menschen aber trafen wir beim Heimflug, davon erzähle ich nächstes Mal.

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