Ich habe meine im Grunde Jahrhunderte alte Skepsis, Twitter betreffend, fürs Erste überwunden und mir einen Account zugelegt (@mfleischhacker1). Followermäßig läuft das noch etwas zäh, aber die Zeit, als ich in Wien weltberühmt war, ist eben vorbei und ich muss mich erst wieder durch eine ausgeklügelte Kombination aus Bosheiten, Dummheiten und Leckerbissen ins Bewusstsein der Blase hocharbeiten. Warum tu ich das? Es hat schon auch damit zu tun, dass ich mir nicht allzu alt vorkommen möchte. Peter Rabl sieht inzwischen aus wie Sean Connery in seinen reiferen Mittelalter-Rollen und zwitschert jeden Tag, dass es nur so rauscht, da kann ich nicht einfach im Universum nebenan Facebook-Fotos posten und so tun, als wär’ nix. Ja und außerdem hab ich ein gewisses Faible für Geschwindigkeit in jeder Ausprägung. Ich habe noch Christoph Schlingensief im Ohr, wie er in einem Gespräch darüber, wie wir denn mit den Hochgeschwindigkeitslebeweisen unserer Tage zurechtkommen sollen, sagte: „Wenn du auf der Autobahn 200 fährst und den Eindruck hast, alles unter Kontrolle zu haben, bedeutet das nur eines: Du fährst nicht schnell genug.“ Er fuhr schnell genug. Bei Licht betrachtet, scheint es angesichts der multiplen Beschleunigungsprozesse, denen wir ununterbrochen ausgesetzt sind, genau zwei Möglichkeiten zu geben: Wir können die Geschwindigkeit lieben lernen oder einen Asylantrag an die Vergangenheit stellen. Ich habe, Schlaumeier, der ich bin, beides gemacht. Da die Vergangenheit Asylanträge ungefähr so zügig behandelt wie die Republik Österreich, benutze ich den vorläufigen Aufenthaltstitel für Ausflüge in die Geschwindigkeit. Ich werde Sie über den weiteren Verlauf des Verfahrens auf dem Laufenden halten.

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