ZUKUNFT UNTER  WASSER

ZUKUNFT UNTER  WASSER
Die utopische Vision von Unterwasser-Städten ist vielleicht bereits in 15, 20 Jahren Realität. Michael Horowitz über das Leben in Meeres-Biotopen von morgen.

Leser, die sich weiterhin nach sengender Sonne sehnen, könnten eigentlich gleich umblättern. Für wen Hitze keine reine Freude ist, sollte vielleicht doch weiterlesen. Und in die Kühle untertauchen. In die Zukunft unter Wasser. In eine künstliche Unterwasser-Welt. Mit Hilfe der chinesischen Milliardäre Lee Shau Kee und Li Ka-shing. Sie sind die Mehrheitseigentümer des Pekinger Bauunternehmens CCCC, das gemeinsam mit dem britischen Architektenteam AT Design Office in spätestens 15, 20 Jahren eine schwimmende Stadt auf hoher See eröffnen will: Eine rund zehn Quadratkilometer große künstliche Insel, die größtenteils unter dem Meeresspiegel liegt. Wie die Spitze eines Eisbergs ragt nur der höchste Teil der Stadt unter Wasser aus dem Meer heraus.
Unten, in der Kühle der architektonisch anspruchsvollen floating city, gibt es Wohneinheiten, Schulen und Spitäler, Kinos, Restaurants und Stadien, Museen, Konzertsäle – und selbstverständlich Shoppingcenter. In einem perfekten Unterwasser-Leitsystem verkehren E-Cars – entlang großzügiger Grünflächen. Die Pflanzen überleben, weil Tageslicht unter die Wasseroberfläche geleitet wird. Durch gigantische Fensterfronten kann man die magische Unterwasserwelt bestaunen. Haie & Co vor der Haustür. Die Science-Fiction-Vision der chinesischen Bauherrn Lee Shau Kee und Li Ka-shing soll absolut autark sein, die schwimmende Stadt unter dem Meer produziert mit Sonnen- und Wasserenergie ihren eigenen Strom, Regenwasser wird aufgefangen und gespeichert, und es soll sogar eigene Bauernhöfe geben. Gleichzeitig entsteht eine spektakuläre, völlig neue Touristen-Attraktion. Die Gäste der Unterwasser-Hotels landen mit dem Wasserflugzeug und werden per Mini-U-Boot zu ihren Wasser-Suiten gebracht.
Die schwimmenden Städte im Meer sollen aber vor allem die überfüllten Megacities der Welt entlasten. Die Bedrohung durch den Anstieg des Meeresspiegels beflügelt inzwischen auf allen Erdteilen die Fantasie von Designern und Architekten, Bauherrn und Städteplanern. Je teurer Grundstücke in den Metropolen der Welt werden, umso kreativer wird die Suche nach neuem Wohnraum. Vielleicht ist die heute utopisch klingende Vision schwimmender Unterwasser-Städte in ein, zwei Jahrzehnten schon Realität. Und wir verbringen – zumindest den Urlaub – in Meeres-Biotopen. In völlig neuen Lebensräumen. In einer Zukunft unter Wasser.

michael.horowitz@kurier.at

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