Sex als Hingucker
Amateurpornos – darum geht es im Film „Sex Tape“, der im September in den Kinos anlaufen wird. Darin spielen Cameron Diaz und Jason Segel den Klassiker: Als junges Paar rammelten die zwei wie die Hasen, jetzt – nach einigen Ehejahren und der Geburt zweier Kinder – ist Schlummern angesagt. Und zwar solo. Doch weil so etwas auf Dauer weder gut kommt noch der Ehe zuträglich ist, haben Annie und Jay eine Idee: Sie beschließen, sich zu filmen, während sie sämtliche Stellungen aus dem legendären Werk „The Joy of Sex“ ausprobieren. Wer’s nicht kennt (es ist ja immerhin schon so alt wie Cameron Diaz selbst – nämlich 42 Jahre): Von dem Buch wurden zehn Millionen Exemplare weltweit verkauft – darin sind etwas mehr als 80 Zeichnungen zu sehen, auf dem eine Frau und ein Mann sehr anschaulich und munter herumturnen. Doch zurück zu Sex Tape: Es wird also munter und angeregt gefilmt – und zwar mit der hochauflösenden Kamera des Ipads, das der Herr des Hauses sein eigen nennt. Doch Amateur-Pech: Das gute Ding synchronisiert sich via Cloud mit allen anderen Ex-Ipads, die er jemals besessen und an Freunde beziehungsweise Verwandte verschenkt hatte. Die Jagd beginnt – die Beiden setzen alles daran, die Tablets wieder in ihren Besitz zu kriegen und das Video zu löschen. Wäre da nicht der Sohn eines Nachbarn, der das Paar erpresst – Geld oder YouPorn heißt jetzt die Frage. Der Bursche droht, den Amateur-Akt auf der bekannten Pornoplattform hochzuladen. Wie die Sache ausgeht, wird an dieser Stelle nicht verraten. Aber was man allenfalls daraus lernen könnte: Das Filmen des eigenen Sexualverhaltens kann allerlei unerwünschte Wirkungen und Nebenwirkungen haben. Erst denken, dann filmen. Denn die Lust, seine Sex-Filmchen online zu stellen, existiert – und scheint größer zu werden. Dabei dürfte es den Amateur-Darstellern völlig wurscht sein, ob sie damit Gefahr laufen, vom Fleischhauer oder Chef als enthemmte Sexluder oder als „der Herr mit dem behaarten Popo“ wiederkerkannt zu werden (obwohl bei der Unmenge an Filmen und Daten, die Gefahr eher gering ist). Was man an dem atemberaubenden Erfolg, den Unternehmen wie YouPorn haben, recht gut sehen kann. Denn wow: Es sorgt für sechs Mal mehr Traffic als große US-Streaming-Plattformen und wurde einst nach dem Vorbild von YouTube erfunden. Das wiederum ist klassisch für die Online-Pornobranche. Sie interpretiert nämlich viele Internet-Entwicklungen zu „Blow-Job & Schnacksel“-Plattformen um. Auch Social Media, wie etwa Instagram oder Pinterest haben bereits entsprechende Pendants, zumal Player wie Twitter und Facebook mit pornografischen Inhalten rigoros umgehen. Also wurden Alternativen wie etwa Pinsex oder Uplust (vormals: Pornostagram) programmiert und ins Netz gezaubert. Auf beiden Social- – oder soll man sagen Sexual- – Media-Plattformen ist es möglich, einschlägiges Material hochzuladen und zu teilen. Das Ergebnis: Eine gigantische Peep-Show aus männlichen und weiblichen Geschlechtsteilen. Und weil’s so schön ist, kann man die Dinger auch liken und kommentieren. Komische, neue Welt. Sexpause! Ich komme wieder – am 30. August.
Kommentare