Naturerlebnis

Grüner Daumen hoch – wer schon einmal auf weiter Flur mit Blick auf Schmetterlinge, Wurm und Moos Sex hatte, weiß die Wildnis zu schätzen. Im neuen Buch „Der Biophilia-Effekt – Heilung aus dem Wald“ plädiert der österreichische Biologe Clemens G. Arvay für mehr Outdoor-Sex. Weil der Wald stresslösend sei und die Fantasie anrege.

Immer wieder interessant: Dieses Glitzern in den Augen von Menschen, die von ihrem „Best-of-Sex“–Erlebnis erzählen. Erst unlängst wieder, als dieses doch schon in die Beziehungsjahre gekommene Ehepaar von ihrer „phänomenalen“ Nummer in einem kleinen steirischen Wäldchen erzählte: „Eigentlich wollten wir nur ein bisschen wandern gehen, ohne Kinder – für uns alleine. Reden, schweigen, latschen.“ Und dann war da plötzlich dieser sehr große Stein, bemoost und mächtig – von ein paar Sonnenstrahlen geküsst. Es war sie, die sich, von dem Moment inspiriert, an den Fels lehnte. Die Augen schloss, den Kopf ins Moos bettete und dort verboten scharf stand – Hinterteil rausgereckt, hingegossen, und die Jeans waren auch sehr eng. Seine Jeans waren es erst nicht, dann aber schon – und zwar im Schritt. Denn als er seine Frau da so entspannt lehnen sah, hatte er in der Sekunde eine recht schöne Erektion und das dringende Bedürfnis, sie umgehend zu vögeln. Jetzt. Am Stein. Ohne viel nachzufragen. Und in der Tat: Es geschah im Wald. Kurz, aber besonders heftig und besonders gut. Ein eindringliches Ereignis, das bis heute nachhallt – im Sexualarchiv des Paares firmiert der Akt heute noch als „Ins-Land-einevögeln“-Nummer. Sie wird im engen Freundeskreis – so die Gelegenheit sich ergibt – gerne zum Besten gegeben. Was die Frage aufwirft: Ist Sex im Wald besonders schön? Geht es nach dem Biologen Clemens G. Arvay, dann ist die Antwort darauf eindeutig: Outdoor-Sex ist nicht nur anregend, sondern ein echter Bringer. In seinem neuen Buch „Der Biophilia-Effekt – Heilung aus dem Wald“ hat er dem Thema gar ein eigenes Kapitel gewidmet: „Der Sex und die Erde – die Natur als Sexualtherapeutin“. Darin schildert er die Geschichte von Sonja und Jonathan, die einander – obwohl libidinös ermattet – bei einer Waldwanderung plötzlich auf einer Lichtung wiederfanden, um dort den intensivsten Sex seit langem zu erleben. Und ihn seither „pflegen“: „Unsere Körper fühlen sich in der Natur anders an, irgendwie aktiviert und sensitiver, weil es so viele sinnliche Eindrücke gibt. Wir haben dann das Gefühl, ein Teil der Natur zu sein. Außerdem haben wir dabei gelernt, uns mit anderen Augen zu sehen. Ein nackter Körper in der Natur, an einem Baum, sieht anders aus als gewohnt, er verschmilzt mit der Natur.“ Arvay ist überzeugt, dass da draußen gelingt, was im Schlafzimmer vielleicht längst perdu ist – eine spezielle Form „erdiger“ Sinnlichkeit, verbunden mit dem „Being-away“-Effekt. Also das Weg-Sein von Alltag, Sorgen, dem üblichen Rundumblick auf die Polsterlandschaft von Räumen, die man schon gefühlte Ewigkeiten kennt. Außerdem bietet die Natur Abenteuer – deshalb regt der Biologe an, sich ein gutes Versteck in der Wildnis zu suchen, wo die wilde Kraft der Natur von Kopf bis Fuß spürbar wird. (Gewusst wo! Eine Runde Vögeln im Stadtpark mag zwar eine nette Fantasie sein, aber die Polizei wird’s weniger goutieren.) Zu guter Letzt regt Arvay an, sich ein Liebesnest in der Natur zu bauen – als „elegante Lösung für Gartenliebhaber“ sogar im eigenen Refugium. Im Grunde eine hübsche Idee, vorausgesetzt, es handelt sich nicht um einen Schrebergarten oder eine Grünoase in der Reihenhaussiedlung.

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