Salz & Pfeffer: Crazy Lobster

Der Hummer spielte in Wien noch nie eine große Rolle. Bis auf Christian Domschitz’ legendäres Szegediner Hummer-Krautfleisch, den klassischen Hummer-Cocktail beim Eckel oder die seit vielen Jahren wegen Renovierung geschlossene Hummerbar der Familie Dogudan kam man ganz gut ohne das luxuriöse Krustentier aus. Das zu ändern nahm sich jetzt eine geheimnisvolle Investorengruppe vor, erwarb den ehemaligen (in den letzten Jahren schlecht geführten) Stadtheurigen in der Naglergasse, malte aus und verpasste dem Kellergewölbe-Lokal jede Menge moderne Technik. Womit leider ein bisschen die Anmutung eines Bunkers entstand. Aber egal, das neue Konzept ist recht schlicht gewählt: Hummer, Schneekrabbe und Steak, möglichst unkompliziert zubereitet, etwa so, wie man sie in urigen Hummer-Tavernen an der Ostküste auch bekommt. Mit Kleinigkeiten wie Hummersalat (ein paar Stückchen Hummer, Orangenfilets, Salat, Pignoli, 10,90 €), Hummer-Bisque mit Karottengemüse (brav, aber unspektakulär, 7,90 €) oder hausgemachter Pasta mit Schneekrabbe und Chioggia-Rübe (optisch und aromatisch recht blass, 16,90 €) sollte man sich gar nicht erst aufhalten, die Hauptsachen machen dafür Spaß: Der halbe Hummer vom Grill ist saftig und knackig, etwas weniger Sauce Béarnaise würde auch reichen, etwas bessere Kartoffeln wären fein, aber okay (dass der halbe Hummer mittags sieben Euro weniger kostet, ist etwas erklärungsbedürftig (18,90 €). Wirklich top dann das Filetsteak, ein US-Import, perfekt gereift, perfekt gebraten (200g/300g 23,90/28,90 €), in der Weinkarte findet man reichlich Passendes.
Ob man die Wiener so zu Hummer-Essern macht? Warum nicht, Burger und Steak mögen sie ja mittlerweile auch.

Crazy Lobster,
Wien 1, Naglerg. 21,
Mo-Fr 12-15, 18-24, Sa 14.30-24,
www.crazylobster.at

florian.holzer@kurier.at