Ganz nobel mit dem Hobel: Trüffelsaison in Istrien
Zugegeben, dem braven Sparer in mir wird doch ein bisschen schwindlig, wenn er Radmila Karlic beim Trüffelhobeln zusieht. In dichten Flocken schneit die kostbare Knolle auf das Leibgericht der Chefin, während sie über Trüffelsorten, Trüffelqualität und zwischendurch ein bisschen über die weiteren Pläne für ihr Trüffel-Imperium in den istrischen Hügeln plaudert.
Es ist eine denkbar simple Angelegenheit, die schließlich in einer großen Pfanne auf dem Tisch landet: Eierspeis. Da, so meint Radmila, komme eben am besten heraus, worum es hier bei den Karlics im fast schon alpin wirkenden Bergstädtchen eigentlich geht: Die Trüffel eben. Und tatsächlich schmeckt die Trüffeleierspeise aus der Pfanne so einfach und so gut, dass man sich über die Trüffel-Zahlenspiele zumindest jetzt einmal nicht den Kopf zerbricht. Wie viele Gramm von welchem Trüffel wie viel kosten, große und kleine, kostbare und weniger kostbare Knollen, die die Trüffeljäger mit ihren Hunden hier, in den Eichenwäldern des Mirnatals, aus dem Boden holen.
Sie sind allesamt kostspielig, diese hässlichen, ziemlich harten Pilze, doch hier in Istrien kann man sie nicht nur billiger, sondern vor allem ein bisschen entspannter genießen als in den meist etwas hochtrabenden Haubenlokalen zu Hause.
Essen und trinken, einfach so
Nicht nur, wenn es um die Trüffel geht, sind Fahrten durch die istrischen Berge immer noch eine Entdeckungsreise – kulinarisch, landschaftlich, historisch. Wer sich etwa auf dem Weg ins inzwischen ziemlich bekannte Künstlerdorf Grožnjan nur ein bisschen auf der Landstraße verirrt, landet in einem Bergdorf im Dornröschenschlaf mit dem wunderbaren italienischen Namen Piemonte. Die mittelalterlichen Häuser, die in Grožnjan längst renoviert sind und Galerien beherbergen, sind hier noch Ruinen mit blinden Fenstern. Vor der versperrten Kirche hält ein Landarbeiter Mittagsschlaf und der einzige Bewohner, den man antrifft, beantwortet die Frage nach einem offenen Gasthaus mit einem Achselzucken.
Buje: Mit dem Rad in die Berge
Eine der schönsten Arten, um viele dieser verschlafenen Orte in den istrischen Hügeln mit der passenden Gelassenheit kennenzulernen, ist mit dem Fahrrad. Auf der Parenza, jene alten Eisenbahnstrecke, die schon in den 1920ern das damals italienische Istrien mit Triest und dem Rest Italiens verband, kann man heute radeln. Schon der Ausgangspunkt der Strecke, das Städtchen Buje, ist es wert, die ersten Stunden in den dortigen Gassen zu vertrödeln.
Aber keine Sorge, zum nächsten Gasthaus und zum nächsten Weinbauern ist es in Istrien nie weit. Man kann den Michelin-Sternen und den Parker-Punkten nachfahren, oder man hält sich an alteingesessene kulinarische Institutionen, wie etwa das Restaurant von Vesna Loborika unweit von Pula. Das ist an die hauseigene Käserei angeschlossen und entsprechend gibt es hier unzählige Gerichte, in die die Chefin ihre vielen Käsesorten gesteckt hat. Dass sie die dazu notwendigen Nudeltaschen ebenfalls selbst herstellt und diese deshalb nicht weit in die Küche und auf den Teller haben, ist auch für einen bodenständigen mitteleuropäischen Pasta-Konsumenten ein Geschmackserlebnis. Dem Trüffel entkommt man auch in Vesnas Pasta nicht, aber mit dem hat man sich nach ein paar Tagen kulinarischer Entdeckungen in Istrien ohnehin angefreundet.
Wer sich zur Abwechslung auf ein bisschen kulinarische Avantgarde einlassen möchte, kann bei Damir&Ornella in Novigrad zuschauen, wie aus Oktopus mithilfe beeindruckender Messerakrobatik Sashimi entsteht, und entdecken, wie unterschiedlich Muscheln roh schmecken. Ach ja, und ein paar Tropfen Trüffelöl waren da natürlich auch dabei.
Novigrad: Fast familiär
Anders als die ganz großen Touristenmagneten auf Istrien, also Porec, oder Rovinj, ist in Novigrad der Rhythmus des Lebens das ganze Jahr über ein bisschen entspannter. Der Name Novigrad", also Neustadt, führt ja ein bisschen in die Irre: Der Ort hat seine Wurzeln in der Antike und war sogar ein Bischofssitz im Mittelaltern In den engen Gassen aus dieser Zeit, gleich hinter dem Hafen finden sich charmante Privatquartiere. Wer sich lieber nicht auf die kulinarische Avantgarde von Damir und Ornella einlassen möchte, findet in der Konoba Cok ein Fischrestaurant, über das der Inhaber mit altmodischer Strenge und einer immer imposanten Fischplatte, die er im Detail persönlich vorstellt, herrscht.
Die IstraCard
Diese Gutschein-Karte erschließt dem Besucher die Halbinsel vor allem kulinarisch. Mit der IstraCard – sie gilt ein Jahr – bekommt man bei Weinbauern, Restaurants, Trüffelfarmen oder Käsereien ordentliche Prozente beim Einkaufen. Wer sich auf kulinarische Entdeckungsreise begeben möchte, bekommt mit der Luxusversion der Karte um 99 Euro überall eine gratis Kostprobe der Spezialitäten. istracard.hr/de
Die Partner: (alle sind auf der homepage zu finden, istracard.hr)
Weingut Degrassi: In den Hügeln von Savudrija direkt über dem Meer bei Umag kann man bei einer Führung viele der wirklich interessanten weißen Cuvees verkosten. Im Restaurant gibt es, als originelle Abwechslung zur lokalen Küche, wirklich gelungene Sushi.
Schinkenspezialitäten Bursic: Ein Familienunternehmen in den Bergen Istriens, das sich seit Jahrzehnten auf die Herstellung von ganz besonderen Schinken und Würsten spezialisiert hat. Der luftgetrocknete Schinken aus den Bergen über Pula nimmt es mit jedem noblen Prosciutto auf.
Käserei von Vesna Loborica: Dass es Vesna, die Chefin und Käsemeisterin mit ihren Käsespezialitäten ernst nimmt, merkt man im Gespräch mit ihr, aber auch beim Verkosten, nicht nur der unzähligen Käsesorten, sondern auch der Nudel- und anderen Gerichte, die sie daraus kreiert. Nicht nur deshalb zahlt sich ein Besuch im Restaurant bei Pula unbedingt aus.
Karlic-Trüffel: Schon das stylische, hypermoderne Anwesen der Familie Karlic macht klar, dass die Familie zu den wichtigsten Trüffelbaronen Istriens gehört. Die Eierspeise der Chefin, die bei einem Besuch frisch zubereitet wird, ist ein nachdrückliches kulinarisches Trüffel-Erlebnis. Die Trüffeljagden mit Spezialisten und ihren Hunden in den naheliegenden Wäldern sind ein Abenteuer.
Hochprozentiges von Istarska-Kaplica: Der kleine international regelmäßig preisgekrönte Betrieb destilliert natürlich den heimischen Tresterbrand "Drop", macht aber daraus ein Unzahl von hoch- und nicht ganz so hochprozentigen Spezialitäten, vom traditionellen Hongischnapps "Medica", dem Mistelschnapps "Biska" bis hin zu gut gelagerten Jahrgangs-Bränden wie dem nach dem Opa benannten "Nono Eufemio".
Unterkunft
Das Rivalmare in Novigrad ist ein Boutique-Hotel direkt an der Strandpromenade mit einem einzigartigen Blick aufs Meer und einer kühl stylischen Architektur, die Anleihe bei einem Schiff nimmt – vom Frühstückspavillon bis zu den Zimmern (ab 80 Euro).
Vorbereitung: 20 min
Zubereitung: 30 min
Portionen: 4
PÜREE
250 g Schwarzwurzeln
150 ml Gemüsefond
150 ml Kokosmilch
50 g Butter kalt
Salz, Pfeffer
- Für das Püree Schwarzwurzeln waschen, schälen, schneiden
- Gemüsefond und Kokosmilch aufkochen und die Wurzeln darin kochen, bis die Flüssigkeit fast zur Gänze verkocht ist. Salzen und pfeffern
GEMÜSE
750 g Schwarzwurzeln
50 g Trüffel
500 ml Sherry halbtrocken
500 ml Portwein
250 g Blattspinat
Zitronenschale gerieben
300 g Kürbis etwa Hokkaido
50 g Butter kalt
Olivenöl, Haselnussöl
- Schwarzwurzeln waschen, schälen, in Stücke schneiden
- Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, die Wurzeln anbraten, mit Salz und Pfeffer würzen
- Trüffeln in feine Scheiben hobeln, mit etwas Butter zu den Wurzeln geben. Sherry und Portwein dazugießen, zum Kochen bringen und schmoren
- Kürbis schälen, würfeln, in einer Pfanne sanft anbraten, den Spinat dazugeben, mit Zitronenschale, Salz und Pfeffer abschmecken
- Schwarzwurzeln aus der Sauce nehmen, Flüssigkeit einkochen, von der Platte nehmen und mit der Butter binden, Schneebesen verwenden
- Schwarzwurzeln wieder zur Sauce geben und langsam erwärmen
- Püree auf Tellern verteilen, die Schwarzwurzeln mit der Sauce und das Kürbisgemüse darauf verteilen, ein paar Tropfen Haselnussöl darauf verteilen
(Rezept von Koch Paul Ivic)
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