Seoul: Die Schlaflose

Blick auf Downtown Songpa-gu, Gangnam-District, und Lotte-World am Hangang River
Landmarks, leuchtende LEDS, lebendiger Lifestyle. Seoul in Südkorea vereint seine alte und neue Kultur in Museen und jungen Kunst-Projekten.

Ausschlafen ist das Motto in der 11-Millionen-Einwohner-Stadt. Perfekt für alle Nachtschwärmer, denn Seouls Leben spielt sich ab, wenn es dunkel wird – und Sightseeing-Touren gibt es schließlich auch bis zum Abend. Deshalb gehört für Asiaten das Frühstück zu den schönsten Dingen der Welt – kein Wunder, brauchen sie doch nach durchschnittlich nur vier Stunden Schlaf etwas im Magen. Deshalb sollten Neuankömmlinge gleich ein ausgiebiges Frühstück einnehmen. Etwa im „Aria“, im The Westin Chosun, mit Pancakes, Udon-Nudeln, köstlichen Dumplings, Fleisch, Suppen, Obst und anderen Spezialitäten. Untertags kommt man im Trubel der Großstadt kaum noch zum Essen. Nachts gibt's dann den typischen Kimchi-Kohl-Eintopf zur Stärkung – oder eine Packung Ginseng. Der Koffer sollte auch nur halb gepackt sein – denn die 600 Jahre alte Stadt gilt als eines der hippsten und günstigsten Shopping-Paradiese der Welt. Außerdem heißt es aufpassen, Seoul ändert sich täglich. Neue Straßen entstehen, Megabauten haben Dachgleiche, ein Blick in die gratis City-App hilft dabei. Seit den Kriegsschäden der 1960er-Jahre wird ständig umgebaut, die meisten ambitionierten Stadtprojekte wurden in den 1980er- und 1990er-Jahren verwirklicht. Rem Koolhaas' Prada-Transformer, ein transportabler schicker Kultur-Pavillon, hat bereits 2009 eröffnet.

Blick auf die drei schwimmenden Inseln und die Banpodaegyo-Bridge am Hangang River

Architekturfans bewunderten gerne die temporären Stahlbänder, die wie Bandagen um die alte City Hall mitten in Seoul gelegt wurden, während die neue City Hall dahinter gebaut wurde. Seit Seoul 2010 Design-Hauptstadt war, sind hier nur Superstars der Interior-Designer und Architekten beschäftigt. So warten alle gespannt auf Daniel Libeskinds tanzende Türme, die Cross-Towers der BIG-Architekten, oder pilgern ins neue Kulturzentrum der Architekten S.A.M.O.O, das als Kultur-Hügel gebaut wurde. Zaha Hadids Dongdaemun Design Plaza ist zwar noch nicht ganz fertig, aber trotzdem schon ein Publikumsmagnet. Denn das neue Kulturzentrum im Park am Dongdaemun Design Plaza soll an den alten Stadtkern erinnern. Luxuskonzern Louis Vuitton ließ einen eigenen futuristischen Glaspalast von den BCHO-Architekten errichten. Auch bei der Seilbahnstation Seoul-Tower, beim Fernsehturm am Berg Namsan, ist ständig was los, nicht nur Architektur-Interessierte pilgern zum Wahrzeichen.

Seouler pflegen den Mix von Alt und Neu. Die 600 Jahre alten koreanischen Häuser in Bukchon Hanok Village lassen die Besucher noch den Geist Konfuzius’ erleben und vermitteln den damals bescheidenen Lebensstil. Aber auch Buddhismus, Christentum und Konfuzianismus erleben ein mediales und kulturelles Crossover – was sich nicht nur in schnell blinkenden Neon-Reklamen, sondern auch in einer Kirche zeigt, in der unterschiedliche Religionen gleichzeitig Messen abhalten. Auch die Kunst zeigt internationale Verflechtungen. In den 28 Cargo-Containern im Cheongdam-Viertel werden junge Künstler und Designer ausgestellt. Die Kooperation mit der Kunsthalle Berlin heimste etliche internationale Kunstpreise ein.

Wo aber treiben sich die jungen Bohèmiens herum? Gangnam ist mit seinen Glitzer-Malls und netten Bars, ähnlich wie das Einkaufsviertel Apgujeong, wo Prada, Gucci, Armani und unzählige Schönheitskliniken zu Hause sind, ein beliebter Distrikt unter Bohos. Sie machen mit ihrem luxuriösen Lebensstil, trendigen Stilettos und teuren Maß-Anzügen, Psys Gangnam-Style unsterblich. Die jungen Seouler wurden aber derart mit den Gangnam-Raps des südkoreanischen Shooting-Stars Psy überflutet, dass man eher vermeiden sollte, seinen originellen Reitertanz auf der Straße nachzuahmen. Nach 1,5 Milliarden Klicks auf YouTube sind sogar die jungen Seouler davon restlos übersättigt.

Voran kommt man übrigens bestens mit der Subway. Ein weit verzweigtes U-Bahn-Netz fährt bis zu den Bergen des Bukhansan-Nationalparks. Fast könnte man meinen, Seoul gibt es doppelt: oben und unten. Täglich eilen mehr als 5 Millionen Menschen unter der Erde nicht nur zu den Metro-Stationen, sondern auch zu riesigen unterirdischen Foodcourts und Shopping-Malls.

Traditionell spielt auch Technik in dieser Stadt eine Hauptrolle. Das beweisen nicht nur die zahlreichen Luxushotels wie Plaza & Co mit ihren bis ins kleinste Detail ausgestatteten Hightech-Hotelzimmern, sondern auch ältere Menschen, die bei ihrem Citybummel mit mehreren Handys gleichzeitig telefonieren oder sogar fernsehen. Während im nächtlichen Seoul Tausende LED-Displays Fassaden und Straßen beleuchten und koreanische Pop-Starlets sich auf Red-Carpets im Studentenausgehviertel Hongdae drängen, gefolgt von zahlreichen Paparazzi. Sogar deutsche Poesie ist in der Hauptstadt Südkoreas allgegenwärtig. Es gibt Lotte-Kaufhäuser, -Hotels und einen -Freizeitpark.

Der Eigentümer liebte Goethes Werther und, wahrscheinlich unglücklich, eine Frau namens Lotte.

TO DO

Eine nächtliche Food-Tour erklärt die besten lokalen Top- Spezialitäten bei der O'ngo Dining Tour, ab ca 30 €. Auch Kochkurse sind hier buchbar, www.ongofood.com

Sicherheits-Check. Solange die 50 Kilometer entfernte USO-Tour zur DMZ (demilitarized zone) nach Panmunjom buchbar ist, besteht keine ernste Gefahr von Nordkorea, www.dmztours.com

TO GO

Die besten Fischmärkte Seouls sind Noryangjin und Garak. Hier gibt es auch etliche kleine Restaurants für westliche Gaumen, www.seouleats.com

Zur Yoido Full Gospel Church, die mit 12.000 Plätzen zu den größten Kirchen der Welt zählt.

Die alten Hausdächer in Bukchon Village ansehen, www.visitseoul.net

Platoon-Kunsthalle. Für sie hagelte es Architekturpreise. Eine Coop mit Berlin, www.kunsthalle.com

TO SEE

Zeitgenössische Kunst im Leeum Museum, leeum.org

Goethes-Lotte-Welt. Shops, Hotel und der größte Indoor-Freizeitpark der Welt, www.lotteworld.com

TO DATE

In einer Bar im angesagten Samcheong-dong-Viertel.

Zwischen dem Gyeongbokgung Palast und Jongno spazieren alle jungen Kreativen, denn es gibt viele kleine Shops und Galerien, discoveringkorea.com

Im Park von Biwon, dem geheimen Garten, stehen Paläste aus dem 14. Jahrhundert, cdg.go.kr

TO EAT

Frühstück im Aria, Westin Chosun Hotel, starwoodhotels.com

Lokale Küche im stylischen Ambiente bei Poom, poomseoul.com

Kim Young Mo Bakery. Ein junger kreativer Bäcker, k-bread.com

TO SHOP

Der neue Louis-Vuitton-Tempel in Shinsegae Kangnam von Architekt BCHO ist sehenswert, www.louisvuitton.de

Am Namdaemun-Markt gibt es alles zwischen Mode, Spielzeug, Fisch und Fleisch

Sehr trendy im 10 Corso Como, 10corsocomo.co.kr

Der Style-Mode-Tresor von Tyler Brûlé, manontheboon.com

TOURISMUS SEOUL

english.visit-korea.or.kr

www.visitseoul.net

FLÜGE

Billigflüge zu sämtlichen Destinationen unter www.skyscanner.at

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