Mein Salzburg: "Jedermann"-Legenden und ihre persönlichen Erinnerungen

Mein Salzburg:  "Jedermann"-Legenden und ihre persönlichen Erinnerungen
Bei wem sprangen Zuschauer auf die Bühne? Wer verbrachte hier den schönsten Sommer seines Lebens? Prominente erzählen.

Senta Berger

Ich habe meine Jahre in Salzburg als heiter und unbeschwert in Erinnerung. Aber wahrscheinlich bin ich es gewesen. Ich kehrte damals nach langen Jahren im Ausland wieder in meine Heimat zurück, zurück ans Theater und zu den Kollegen, die ich noch von meinen Anfängen kannte. Ich habe dieses Wiedersehen und das Wiedereinfinden in meine Muttersprache genossen.

Die Darsteller des "Jedermann" treffen sich vor der Vorstellung alle im Innenhof des Festspielhauses. Tod, Teufel, Jedermann, Buhlschaft ... Alle haben Lampenfieber. Das verlässt einen ja nie. Alle wünschen sich ToiToi und umarmen sich. In der Reihenfolge der Auftritte werden die Schauspieler mit Autos zum Domplatz gebracht. Die jeweiligen Namen werden aufgerufen. Wie in der Schule. Sollte es während des Auftritts der "Buhlschaft" zu regnen beginnen, wird abgebrochen und wir ziehen ins Festspielhaus um.

Einmal begann sehr unvermutet während meines Auftritts ein Platzregen. Zuschauer aus den ersten Reihen sprangen mit ihren Schirmen auf die Bühne, es war ein großes herrliches und rutschiges Durcheinander. Fritz Muliar und ich wurden von zwei sehr liebenswürdigen Herren beschirmt und zum Festspielhaus geleitet. Wir lachten viel. Mein Samtkostüm hatte sich so mit Wasser vollgesogen, dass ich mich auf der Bühne des Festspielhauses kaum bewegen konnte. So schwer war es geworden. Es wurde eine wunderbare Vorstellung.

Foto oben: "Alle haben Lampenfieber, das verlässt einen ja nie“, so Senta Berger, oben als Buhlschaft mit Curd Jürgens, 1974

Kommentare