Zu viel beim Computer: Wie Eltern Alarmsignale erkennen

„Wie viel Computerspielen ist heutzutage normal?“, fragen sich viele Eltern – gerade jetzt in den Ferien und im Homeschooling.
Suchtexpertin Nika Schoof erklärt, wann Eltern sich Sorgen machen sollen.

„Mein Kind sitzt den ganzen Tag in seinem Zimmer – meist mit Computer oder Handy – und unternimmt nichts.“ Diesen Satz hört man derzeit oft von besorgten Eltern. Teenager nervt er.

Der KURIER hat daher Nika Schoof von der Suchtberatungsstelle Dialog gefragt, welche Alarmzeichen auf eine echte Krise hindeuten. Vieles sei verständlich, sagt sie: „Für Jugendliche ist das Computerspielen eine Rückzugsmöglichkeit. Normal würden sie ausgehen und ihr Leben genießen. So grenzen sie sich durch eine geschlossene Tür von den Eltern ab. In die Disco würden die ja auch nicht mitgehen.“

Exzessives Computerspiel, aber auch Alkohol oder Medikamente seien verlockend für Jugendliche. „Manche kiffen mehr, manche weniger, aber Alkohol ist genauso gefährlich und den gibt es oft sogar zu Hause“, sagt Schoof. Sie rät Eltern, auf diese fünf Warnsignale zu achten:

Die Schulnoten sind deutlich schlechter geworden. „Das kann ein Indiz dafür sein, dass ein Schüler die Kontrolle verliert.“ Sie warnt davor, die Corona-Krise als Ausrede zu sehen: „Man darf nicht einfach sagen, das ist jetzt bei allen so. Man muss auch nicht sagen, du musst sofort zum Psychiater. Aber hinsehen sollten Eltern.“

Es gibt kaum soziale Kontakte mit Freunden. Nur weil ein Bursche den Tag beim Computerspiel verbringt, muss er kein Einsiedler sein. „Hört man zu, merkt man, ob er mit Freunden spielt oder mit lauter Fremden. Erzählt er mal, dass ein Freund ein Meme (Online-Bild mit Text, Anm.) geschickt hat? Verabredet er sich mit Freunden – zum Computer- oder sogar zum Ballspielen?“

Hobbys werden total vernachlässigt. Ja, Corona macht Freizeitgestaltung schwierig. Aber mit der Familie oder einem Freund Rad fahren gehen, ist möglich. Und die Sportvereine haben wieder mit Trainings begonnen.

Wie ist der körperliche Zustand des Jugendlichen? Viele Schüler haben in der Krise zugenommen. Eine deutliche Zu- oder Abnahme kann auf ein Problem hindeuten. Besonders, wenn sich Jugendliche vernachlässigen und etwa nicht regelmäßig duschen, sagt Schoof.

Es zeigen sich psychische Anzeichen wie Schlaflosigkeit. „Wenn ein Jugendlicher gar nicht schlafen oder sich konzentrieren kann, kann das Anzeichen von Suchterkrankung, Depression oder anderer psychischer Störungen sein. Spätestens dann braucht man Experten.“

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