„Selektive Wahrnehmung“, sagen die Kollegen, denen bei 25 Grad eh schon zu heiß ist und die nach zwei solchen Tagen von unerträglicher Hitzewelle reden. Sie drehen die Klimaanlage auf und geben einem das Gefühl, man sei ein undankbares Kind.
Aber sooo einfach ist das nicht: Zwei Meteorologen aus Karlsruhe fanden tatsächlich heraus, dass es über einen Zeitraum von 15 Jahren an den Wochenenden öfter regnete als unter der Woche. Sie folgerten, dass die erhöhte Belastung durch Schwebeteilchen in der Luft durch Gewerbe und Verkehr an diesem Phänomen schuld sei. Am Wochenende erholt sich die Atmosphäre, die Sonne lacht erneut, bis wir’s im Lauf der nächsten Woche wieder versauen.
„Alles Zufall!“, meldeten inzwischen Schweizer Kollegen, die auch eine Studie in der Art durchführten. Hm, ein Anruf bei der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie muss Klarheit schaffen. „Soweit wir die Mechanismen kennen, kann der Autoverkehr keinen unmittelbaren Einfluss auf die Niederschlagsbildung haben“, sagt Marcus Hirtl, Leiter der Chemischen Wettervorhersage. Er räumt allerdings ein, dass Ferntransporter doch einen Beitrag zur Bildung der für die zur „Tropfenbildung“ notwendigen „Kondensationskerne“ leisten. Können. Unter ganz speziellen Umständen. Eine rasch für mich durchgeführte Auswertung der letzten 30 Jahre ergab, zumindest in Wien, keine signifikante Häufung von Regentagen an Wochenenden.
Selektive Wahrnehmung also doch? Ich hab zwar noch immer das Gefühl, dass da mehr dahintersteckt - bis ich’s beweisen kann, befolge ich aber den Rat des freundlichen Wiener Meteorologen: Die Regentage nicht als persönliche Beleidigung auffassen, das schöne Wetter nicht selbstverständlich nehmen. Sondern bewusst genießen. Dann bleiben auch diese Tage in Erinnerung.
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