Mein Dorf steht Kopf

Und wer ist schuld? Der Herr Pfarrer

Ich dachte ja, zuhause wären alle aus dem Häuschen, wenn das Kind endlich was G’scheites macht und nicht nur alle paar Jahr’ ein Buch, sondern wöchentlich für die freizeit schreibt. Zurzeit interessiert das aber niemanden, denn es gibt ein Problem; der Herr Pfarrer streikt. Alles begann am 15. August. Anlässlich Mariä Himmelfahrt lud der engagierte Geistliche einen Kärntner Kirchenchor in unser Dorf, was jedoch die Freiwillige Feuerwehr nicht in ihrem Terminkalender vermerkt hatte, und just an diesem Feiertage ein Oldtimer-Traktor-Rennen veranstaltete. Unglücklicherweise führte die Strecke direkt hinter der Kirche vorbei und so hörten weder die Handvoll Messbesucher, geschweige denn die heilige Maria weit oben im Himmel, wie der Kärntner Kirchenchor sein berühmtes „Maria, sei mir gegrüßet“ intonierte. Der Herr Pfarrer zog die Konsequenzen und ging in den Streik. Nicht um das Dorf zu bestrafen, erklärte er im Leitartikel des aktuellen Pfarrblatts, nein, sondern um nachzudenken; jetzt ist er seit zwanzig Jahren Pfarrer bei uns, und hat es nicht geschafft, uns die Bedeutung dieses höchsten Marienfests nahezulegen. Emsig versucht mein Dorf seitdem, ihn aus dem Streik zurückzulocken; die Heiratssaison ist schließlich noch nicht vorbei und Taufkandidaten gäb’s auch einige. Die Volksschulkinder haben bereits ihre Erstkommunionslieder vor dem Pfarrhof gesungen, die Mütterrunde den Altarraum herbstlich dekoriert, die Oma plant eine Demonstration auf dem Raiffeisen-Parkplatz und wenn das alles nicht hilft, könnte man immer noch dem Landeshauptmann schreiben, meinte der Bürgermeister. Wie das alles ausgeht? Nun, ich werde Sie auf dem Laufenden halten, und natürlich auch darüber, was sonst so passiert in dieser/meiner kleinen, skurrilen, aber fabelhaften Welt.

Kommentare