Man darf sich ja nicht beschweren

Vom Sinn der Demokratie und was Thukydides so zu sagen hat

Der Hund und ich haben unseren Traummann gefunden: Zwei Meter groß, tiefgrüne Augen, ein Lächeln, das Eisberge schmelzen lässt, gelernter Fleischhacker (was den Hund glücklich macht), Weinbauer mit Universitätsabschluss (was das Frauli glücklich macht) und ein Herz so groß wie die Puszta. Der Hund und ich waren dran und drauf, zu unserm Traummann ins Burgenland zu ziehen, als plötzlich die Roten beschlossen, mit den Blauen regieren zu wollen. Fairerweise muss man sagen: Der Sinn einer Demokratie ist, dass diejenigen regieren, die gewählt werden. So gesehen darf man sich nicht beschweren, aber der Hund und ich zittern. Heimvorteil für Burgenländer ist die Parole der blauen Neo-Regierenden, und wir sind verunsichert, was uns erwartet, sollten wir in den Südosten ziehen. Top-Weine nur noch für burgenländische Schriftsteller, Schankwein für die niederösterreichischen? Höhere Verkehrsstrafen für Temposünder mit Wiener Kennzeichen? Das Burgenland hat die niedrigste Kriminalitätsrate in ganz Schnitzelland und doch wird dort ein eigenes Sicherheitsressort eingeführt. Soll selbiges denn in Zukunft überwachen, ob fremde Hunde die Wiese eines anderen betreten? Und was passiert, wenn mein Hund auf Amseljagd dagegen verstößt? Wird er dann abgeschoben? Obwohl er an seinem Geburtsort bittere Armut litt? Sie denken nun vielleicht, die Frau Kaiser hyperventiliert schon wieder, aber der altgriechische Geschichtsschreiber Thukydides stellte fest: Die Geschichte wiederholt sich. Erinnern wir uns an Schwarz-Blau. Denken wir an Kärnten. Sie können jetzt sagen: Was weiß denn der Thukydides, der ist doch seit 2400 Jahren tot. In diesem Fall müsste ich Karl Kraus zitieren: Österreich ist das einzige Land, das durch Erfahrung dümmer wird. Mit Ausnahme der Weinbauern. Zumindest die haben aus ihrem Glykol-Skandal gelernt.

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