Das Interview: Sam Smith

Das Interview: Sam Smith
Sensationelle Debüt-CD, fantastische Stimme, großartige Live-Band - der 22-jährige Brite SAM SMITH überzeugte mich bei einem Club-Gig in Berlin vollkommen. Auch im Interview erwies er sich der designierte Superstar als durchaus unterhaltsam. Und als wahrer Gentleman.

Mr. Smith, wenn man eine perfekte Performance wie Ihre hört, diese brillante Stimme, fragt man sich unwillkürlich: Hat der Mann schon Mal einen falschen Ton gesungen?

Ja wirklich? Vielen Dank... sagen Sie doch bitte „Sam“ zu mir.

Gerne. Und, haben Sie, Sam?

Was?

Einen falschen Ton gesungen?

Oh mein Gott, jaaa! Genügend... Aber zum Glück eher selten öffentlich.

Wie sind Sie zum Singen gekommen?

Sehr früh, bei meinen Eltern zuhause wurde viel Musik gespielt, hauptsächlich Soul, Stevie Wonder, Chaka Khan und so. Als Achtjähriger konnte ich ihre wichtigsten Songs auswendig.

Und wann haben Sie beschlossen, dass Sie Sänger werden wollen?

Ich würde sagen, als ich ungefähr zwölf war. Da hatte ich auch schon Gesangsstunden bei einer wirklich guten Lehrerin, Joanna Eden.

Ihre Eltern haben Sie sehr unterstützt?

Ja, aber nicht gedrängt, falls Sie darauf hinauswollen ...

Stimmt es, dass sie bei Ihrem Vater aufgewachsen sind, der Hausmann war?

Na ja, ich bin bei meinen Eltern aufgewachsen. Aber es stimmt, meine Mutter war Bankerin, hat das Geld verdient. Mein Vater war bei mir und meinen kleinen Schwestern zuhause. Das war natürlich anders als bei allen meinen Schulfreunden – aber es war sehr schön.

Sind Sie in Haushaltsangelegenheiten besser bewandert als andere junge Männer?

Wie kommen Sie darauf?

Sie hatten als Bub ein männliches Role-Model, das all die lästigen Haushaltsdinge wie Abwaschen, Staubsaugen und so erledigt hat.

Stimmt, so hab ich das noch nicht betrachtet. Aber ooops – ich fürchte, ich bin ungefähr so nachlässig wie die meisten Jungs in meinem Alter.

Mit „Latch“, dem Song, den Sie gemeinsam mit Disclosure aufgenommen haben, hatten Sie vergangenes Jahr ihren ersten Hit. Waren Sie von Anfang an Teil dieser brodelnden jungen Szene in London?

Nein. Also ich kannte natürlich viele Musiker. Disclosure, AlunaGeorge, Jessie Ware – aber nur als Hörer. Ich komme ja aus einem Dorf mit nicht einmal 4.000 Einwohnern. Als ich nach der Schule nach London zog war ich ein richtiges Landei, das sich in der großen Stadt erst zurechtfinden musste.

Wie kam es dann zur Zusammenarbeit mit Disclosure?

Ein Zufall. Ich hatte einen Song aufgenommen, „Lay Me Down“, und über sieben Ecken haben Disclosure den gehört. Und zu ihrem Management gesagt, sie möchten mit mir aufnehmen. Die haben mich dann praktisch direkt aus der Bar, in der ich damals arbeitete, geholt.

- Sam Smith

Das Interview: Sam Smith

Mit wem würden Sie gerne mal ein Duett singen?

Da gibt's wirklich viele - aber ganz oben auf der Liste, und da wird sich nie was ändern, steht Chaka Khan. Sie ist die Göttin meiner Kindheit.

Und wer steht in Ihrer persönlichen Playlist derzeit ganz oben?

Das ist komisch, weil ich ja normalerweise fast ausschließlich Frauenstimmen mag. Aber derzeit höre ich wirklich viel Corey Kelly. Ein junger Souler aus den USA.

Wie sieht's mit Ihren Tourplänen aus?

Im Frühjahr haben Sie's ja leider nicht nach Österreich geschafft. Österreich - Ich würde soooo gerne nach Österreich kommen. Mein Gott, "Sound of Music", ich glaub, ich hab den Film tausend Mal gesehen...

...

Das war jetzt nicht besonders cool, oder?

Cool vielleicht nicht, aber durchaus charmant.

Das ist gut. Charmant ist mir auch auf alle Fälle lieber als cool.

„There’s no money on my mind – I do it for the love…“ – „He’ll never love you like I can can can.“ Ihre Texte scheinen um ein bestimmtes Thema zu kreisen…

Fällt das so auf?

Na ja, wenn’s sogar einem deutschsprachigen Journalisten nicht entgeht…

(lacht) Sooo schlimm ist es also. Dann hilft’s wohl auch nicht, es zu leugnen. Ja doch, die Liebe ist ein sehr wichtiges Thema für mich.

Und wie autobiografisch sind die Texte?

Sehr. Um nicht zu sagen absolut. Jedenfalls gründlich.

Ich frag das, weil sich Ihre Songs nicht nur um die Liebe drehen, sondern außerdem praktisch ausnahmslos traurig sind…

Ich hatte in meinem Leben noch keine einzige Beziehung. Als ich die Songs schrieb und aufnahm, war ich unglücklich verliebt, also es war eine einseitige Liebe – das klingt bei den Liedern natürlich durch.

Und wie sieht’s in Ihrem Gefühlsleben jetzt aus?

Sagen wir mal so: Das mit der unglücklichen Verliebtheit ist überstanden. Das hab ich hinter mir. Jetzt will ich etwas erleben, Spaß haben – damit ich neue Songs schreiben kann. Und wer weiß, vielleicht wird das nächste Album ja richtig sexy.

Wir sind gespannt - vielen Dank für das Gespräch.

1 DESTROYER: El Rito
2 BLOOD ORANGE: Chamakay
3 BUTTER FLY: A Slave?
4 ARCTIC MONKEYS: Do I Wanna Know?
5 MYLEY CYRUS: Why’d You Only Call Me When You’re High
6 SHARON VAN ETTEN: Your Love Is Killing Me
7 THE BOYS YOU KNOW: The Cult
8 NIYAZ: Parishaan
9 WENDE PUNKT: Freude, du Zicke
10 SEU JORGE: Life On Mars
11 MIKA VEMBER: Summer Nights
12 IGGY AZALEA: Fancy
13 DISCLOSURE & ALUNAGEROGE: White Noise
14 EMA: So Blonde
15 SIA: Chandelier

Nächste Woche: neue CDs von Jack White, Glass Animals, Fatboy Slim, Hundred Waters, Sylvan Esso, Jah Wobble und Pilots on Dope!

Kommentare