Salzburg, Festspielhölle. Überirdische Kulisse, aber der Atem der Stadt riecht dann doch nach provinzieller Kleinkariertheit. Nach einer fulminant-radikalen „Jedermann“-Premiere, in der Herr Hochmair die Off-Bühne unter Dauerstrom setzte, ist die Euphorie groß. Ein Festival-Player, der bei der Generalprobe alles vergessen haben dürfte, was er beim Motivations-Coaching gelernt hatte, muss jetzt doch klein beigeben und tätschelt die Mitwirkenden wie wieder lieb gewonnene Rennpferde. Macht verdirbt den Charakter nicht, sie legt ihn nur offen. Szenenwechsel in den angeblichen Künstlertreff „Triangel“. Es ist knapp nach Mitternacht. Die Hütte ist randvoll mit Gästen und Glamour-Stibitzen. Der Künstler ist noch im Kostüm, er trägt ein goldflimmerndes Show-Sakko an Lederhose. Das kommt hier nicht gut. Wir sind acht, also bestellt man zwei Flaschen Wein, um dem Personal den lästigen Achtel-Galopp zu ersparen. Worauf der Kellner die Truppe mit einer Mischung aus Verachtung und Ekel taxiert. Dann lässt er den Satz ab: „Seid’s ihr alle in der Pubertät, dass ihr Alkohol auf Vorrat bestellen müsst’s?“ Der Mann dürfte an einem gewaltigen Ben-Becker-Burnout leiden. Das darf aber nicht unser Problem sein. Als E zart anfrägt, ob man vielleicht noch schnell was zu essen bekommen könnte, stellt er die Gegenfrage: „Ist das Ihr Ernst?“ Wenn Sie also Lust auf unkomplizierte Demütigung haben, gehen Sie doch einfach einmal ins „Triangel“. Was für ein Segen, dass in dieser spaßbefreiten Hedonismus-Wüste Bernd, der Wurstgott, noch ordiniert. Sein Lächeln ist so breit wie seine Brotscheiben. Er füttert und tränkt uns an seinem Kiosk und liefert auch noch Weisheiten: „Manche haben einfach a Persönlichkeitsstörung. Und wenn’s dann persönlich wird, dann kann es ein Problem geben.“ Bernd, du bist so sehr unser Mann!

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