Zwei Bergmäher, Zweite Fassung, 1913

Zwei Bergmäher, Zweite Fassung, 1913
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs.

Der Osttiroler Sohn eines Kirchenmalers und Fotografen studierte in München, und schon hier entwickelte sich seine Vorliebe für das Tiroler Bauerngenre. Er zog 1899 nach Wien, in der Hoffnung, als Professor an die Wiener Akademie berufen zu werden. Zehn Jahre lang bemühte er sich, in der Hauptstadt der Habsburgermonarchie auch institutionell Fuß zu fassen. Letztlich vergeblich, vor allem auch, weil man in seinen Werken sozialdemokratische Tendenzen vermutete.

Kurze Schatten, die auf die für schwere körperliche Arbeit eigentlich zu heiße Mittagszeit deuten, ein augenscheinlich falsch montiertes Sensenblatt, vor allem aber die bereits gemähte Wiese, irritieren den sachkundigen Betrachter – und scheinen gleichzeitig einen der berühmtesten Aussprüche des Malers zu illustrieren: „Ich male Formen, keine Bauern!“

Diese zweite Fassung des Motivs hatte Egger-Lienz sofort nach Entstehung dem Museumsverein seiner Heimatstadt Lienz geschenkt. Er war gerade aus Weimar nach Tirol zurückgekehrt und sollte in den nächsten Monaten als „Kriegsmaler in Zivil“ jene erdrückenden Eindrücke sammeln, die sein Spätwerk bestimmten: Tod, Sterben und Elend.

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