Nackte Frau mit Hut, 1986

Nackte Frau mit Hut, 1986
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs.

Kunst aus Manie und Depression – so der Untertitel einer 1978 erschienenen Publikation zum Werk Hausers, der (wahrscheinlich aufgrund einer pränatalen Schädigung) geistig behindert auf die Welt gekommen war und zeitlebens heftige manisch-depressive Phasen durchmachte. Seit seinem 17. Lebensjahr lebte er in psychiatrischen Anstalten. In Gugging begann der Psychiater Leo Navratil 1958 mit einigen Patienten zu arbeiten und sie zum Zeichnen zu ermuntern. Erst in den 70er-Jahren – inzwischen war u. a. Arnulf Rainer auf die der Art Brut nahestehenden Werke Hausers aufmerksam geworden – begann die Öffentlichkeit, die Werke der Gugginger Gruppe als „Kunst“ zu betrachten. Ihr therapeutischer Ursprung war in den Hintergrund gerückt.

Prägnante Striche, starke Farben und zweidimensional, bisweilen auch kubistisch aufgefasste weibliche Körper kennzeichnen viele Werke Hausers. Hier ist es ein großer Hut, in dessen Ausläufer ein rotes Gesicht mit kräftigen Lippen eingebettet ist. Unterhalb weitet sich die graue Fläche zu einem weiblichen Hinterteil, das von den farbigen Ausläufern der ebenso roten Vagina kraftvoll gegliedert wird. Hauser konnte nur nachts arbeiten und war, um überhaupt zeichnen zu können, auf die Anwesenheit seines ärztlichen Mentors angewiesen.

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