Großer Redoutensaal, 1992-1997

Großer Redoutensaal, 1992-1997
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs.

Josef Mikl wurde 1929 in Wien geboren, besuchte 1946-1948 die dortige Graphische Lehr- und Versuchsanstalt und studierte dann bis 1955 an der Akademie der bildenden Künste. 1956 wurde er u. a. gemeinsam mit Arnulf Rainer Mitbegründer der berühmten Avantgarde-Gruppe Galerie St. Stephan. Mikl war vor allem einer der Protagonisten des „Informel“ in Österreich. Der abstrakte Stil war im Paris der 1940er- und 1950er-Jahre entstanden und hatte sich in den folgenden Jahrzehnten in Europa und den USA etabliert. Oberstes Prinzip seiner ganz unterschiedlichen Vertreter war es, ohne Formen – auch ohne geometrische Formen – zu arbeiten.

„Alles entstand ohne Vorzeichnung auf Leinwand und ohne fremde künstlerische Mitarbeit. Jeder Pinselstrich ist von mir […]“. In einer weiß dominierten Architekturhülle entfaltet sich ein Kanon aus Rot-, Gelb- und Blautönen, durchmischt mit bräunlich-grauen Linien und Schleiern. Was so abstrakt erscheint, erzählt dennoch eine Geschichte: Mikl schrieb die 34 Verse des Gedichtes „Jugend“ von Karl Kraus in das Deckenbild hinein, die Bilder der rechten Wand beziehen sich auf Theaterstücke Ferdinand Raimunds, diejenigen der linken Wand auf Texte Johann Nestroys.

Der Brand eines Teils der Wiener Hofburg vor 22 Jahren wird vielen noch schmerzhaft in Erinnerung sein – die sich daran anschließende Wandlung der Ruine des großen Redoutensaales zu einem Hauptschauplatz zeitgenössischer österreichischer Malerei sollte fünf Jahre in Anspruch nehmen.

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