Bogotà, 1996

Bogotà, 1996
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs.

Jean Baudrillard gehörte zu den einflussreichsten französischen Denkern der Gegenwart – seit 1978 war er auch als Fotokünstler tätig. Im Zuge leidenschaftlich vorgetragener Globalisierungs- und Gesellschaftskritik wies er immer wieder darauf hin, dass der gottlose Westen die Welt in eine Wüste der Gleichförmigkeit verwandle, in der die fetischistische Anbetung von Wachstum und Waren vorherrsche – Terrorismus und Extremismus seien logische Folgen. Gleichzeitig aber hoffte er, mit seinen Untergangsprophezeiungen letztlich Unrecht zu haben – sie waren „auch eine Form der bewaffneten Melancholie.“

Baudrillard suchte in seinen Fotografien nicht die dramatischen Momente oder großen Gesten – charakteristisch für sein künstlerisches Werk sind oft surreal anmutende Ausschnitte der Realität. Was ist Vordergrund, wo beginnt der Hintergrund, was ist inszeniert, was vorgefunden? Irritierende Größenverhältnisse und die Vermischung unterschiedlicher Medien machen den Reiz seiner Werke aus, er selbst sprach einmal davon, den gewohnten Blick auf die Welt durch ungewöhnliche Ausschnitte und nahsichtige Details quasi zu „überrumpeln“.

Kommentare