Am Herd mit Martin Traxl

Am Herd mit Martin Traxl
Der ORF-Kulturchef widmet sich gerne kulinarischen Themen – sowohl im Job als auch privat. Er ist der erste meiner Gäste, der sich an das heikle Thema Linsen wagt.

Aus einem von Alfred Bioleks bewährten Büchern hat Martin Traxl das Rezept für unsere Kocherei gewählt: „Der hat viel getan für die Kochkultur im Land, lange vor Jamie Oliver.“ Bevor wir beginnen, stoßen wir mit einem Glaserl Prosecco an. Aber nicht mit irgendeinem, sondern mit einem richtig guten. „Etwas, das den Namen verdient.“ Noch lieber als hier in Wien-Liesing, steht der gebürtige Kärntner am Herd seines Ferienhauses in Istrien. Im Jahr 2000 hat er sich in der Nähe von Porec ein altes Steinhaus gekauft und mühevoll herrichten lassen. Eigentlich ist es ein ausgebauter Stalltrakt, und das macht auch die gute Atmosphäre, ist sich Traxl sicher. „Alle Leute, die da reinkommen, wollen nicht mehr gehen.“ Istrien ist auch der Schauplatz der kürzlich ausgestrahlten, siebten Folge der ORF-Matinee-Reihe „Der Geschmack Europas“, die Traxl gemeinsam mit Lojze Wieser gestaltet hat. „Wir wollen europäische Regionen über ihre Geschmäcker erklären und die kulturellen, geografischen, klimatischen und politischen Zusammenhänge aufzeigen.“

Sein Linsenrezept bezeichnet der Journalist als „eher orientalisch“. Und so genau hält er sich auch nicht an Bioleks Angaben. Die Beigabe von getrockneten Marillen zum Beispiel ist seine eigene Erfindung. „Ich wandle Rezepte gerne ab.“ Während der Reis schon köchelt, schneidet Traxl konzentriert die Zutaten und schafft es trotzdem, nebenbei zu plaudern. Schwups, landet das Meiste im großen Topf. „Wir machen alles mit den Händen, mir san ja ned so.“ Noch ein paar Schluckerln Prosecco, und schon ist unser Essen fertig. Dass die Jungzwiebeln erst ganz zum Schluss dazukommen, gibt dem Eintopf seine Frische und Knackigkeit, der Koriander sorgt für den letzten Pfiff. Sehr fein! Ja, so schmecken auch mir Linsen. Dazu kredenzt Traxl seinen eigenen Grünen Veltliner aus dem Weinviertel. Auch gut. Ein Mann mit Esskultur.

Zutaten:

500 g Hühnerbrust ohne Haut
2-3 mittelgroße rote Zwiebeln
1 Knoblauchzehe, ¼ l Hühnersuppe
1 Bund Wurzelwerk, 1 große Dose Linsen (800g)
1-2 EL scharfes Currypulver
1-2 EL mildes Currypulver
2-3 EL Sweet Chili Sauce
3 TL Mangochutney
6 getrocknete Marillen
Sonnenblumenöl, Pfeffer
1 Bund Jungzwiebeln,
1 Bund frischer Koriander

F leisch in 2-3 cm Würfel schneiden. Rote Zwiebeln und Knoblauch schälen, klein schneiden. Wurzeln und Zeller schälen, ein paar Mal durchschneiden. Fleisch in Öl anbraten, Zwiebeln dazu, etwas später auch den Knoblauch. Curry einrühren, anschwitzen, mit Suppe aufgießen. Linsen kurz durchwaschen, abtropfen lassen, dazugeben. Chilisauce, Chutney und kleingeschnittene Marillen unterrühren, Wurzeln einlegen, 20 Minuten köcheln lassen. Jungzwiebeln putzen, in 1 cm dicke Ringe schneiden, kurz vor Garzeitende druntermischen. Wurzeln entfernen, das Curry mit Salz und Pfeffer abschmecken, mit Korianderblättchen bestreuen. Dazu: Basmatireis.

Ihr Lieblingslokal?

Die Konoba Astarea in Brtonigla bei Buje, Istrien.

Gibt es einen prägenden Geschmack aus Ihrer Kindheit?

Die mollige, gelbe Kärntner Kirchtagssuppe mit Safran.

Was würden Sie nie essen?

Schlangen sind nicht so meins.

Welche Küche der Welt ist Ihnen am liebsten?

Die italienische und die thailändische.

Welche Speise vermag es, Sie zu trösten?

Eine Eierspeise mit frischen Trüffeln.

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