Am Herd mit Rudi Anschober

Am Herd mit Rudi Anschober
Der oberösterreichische Umwelt-Landesrat kocht bewusst und leidenschaftlich. Die Stunden am Herd mit ihm vergehen wie im Flug.

Nach Linz finden wir ja, nach Steyregg auch noch. Aber dann, dann verlieren wir uns zwischen kurvigen Feld- und Waldwegen hügelaufwärts zum einsam gelegenen Haus, das Rudi Anschober mit seiner Partnerin Petra, mit Hund und ein paar Katzen bewohnt. Unweit davon hat man einen großartigen Blick hinunter auf das riesige Industriegelände der Voest, für deren Kontrolle er früher zuständig war. „Ich konnt’s erschnuppern.“ In nur 20 Minuten ist er von hier an seinem Arbeitsplatz im Linzer Stadtzentrum. „Ich mag so Gegensätze.“


Anschober ist einer der wenigen Politiker, denen das Thema Ernährung wirklich ein Anliegen ist, und der auch die Möglichkeit hat, Taten zu setzen. Und so sind wir gleich mittendrin bei brisanten Fragen um die Vermeidung von Lebensmittelmüll, um Tierhaltung, um Getränkeautomaten in Schulen. „Ernährung ist eine höchst politische Angelegenheit. Aber kein politisches Thema.“ Das ändere sich aber langsam, hofft der grüne Landesrat auf ein Nachziehen seiner Kollegen.
Seinen eigenen Ernährungsstil bezeichnet der Hobbykoch als „flexitarisch“ – am wichtigsten ist ihm die regionale, saisonale und faire Herkunft der Lebensmittel. Für unsere Kocherei hat er sich ein Rezept, frei nach dem britischen Kochguru Yotam Ottolenghi, ausgesucht. Gemächlich halbiert er die Kirschparadeiser um ihnen dann bei 120° C im Backrohr Zeit zu geben, ihren Geschmack so richtig zu entwickeln. Auch die Zwiebeln schmurgeln kaum merklich in ihrer Pfanne dahin.


„BESSER ESSEN – Wie „grüne“ Küche, Flexitarier & Co mit Genuss die Welt verändern“ – das ist der Titel seines soeben erschienenen Kochbuchs. „Das ganz Einfache ist, glaub ich, die Zukunft der Küche.“ Ganz einfach gut schmeckt uns auch seine Tarte, die dann, nach einem Spaziergang mit dem Hund, doch schon fertig ist. Anschobers Wunsch: ein Pflichtfach für Kochen und Ernährung in den Schulen. JA! Bitte!

1/4 kg Kirsch- paradeiser
3-4 kleine Zwiebeln
600 g kleine Erdäpfel
Pflanzenöl
Salz, Zucker
Butter
eine Handvoll frische Kräuter
1 Packung Bio-Dinkelblätterteig

Paradeiser halbieren, mit der Schnittfläche oben auf ein Backblech legen, salzen, zuckern, mit Öl beträufeln. Für 1 Stunde bei 120°C ins Backrohr damit. Erdäpfel mit der Schale kochen, schälen. Zwiebeln schälen, halbieren, längs schneiden, salzen, sanft in Butter und Öl weichdünsten. Eine Tarteform mit Öl bestreichen, mit Backpapier auslegen. 2 EL Butter mit 2 EL Zucker karamellisieren, auf dem Papier verteilen. Die Kräuter hacken, draufstreuen. Erdäpfel halbieren, reinsetzen. Zwiebel darauf verteilen, Paradeiser dazwischenstecken. Blätterteig ausrollen, drüberlegen, andrücken, Ränder abreißen. Bei 200°C ca. 45 Minuten backen.

Ihr Lieblingslokal?
Die „Drogaria della Rosa“ in Bologna.

Gibt es einen prägenden Geschmack aus Ihrer Kindheit?
Mohn!

Was würden Sie nie essen?
Wissentlich? Fleisch aus Massentierhaltung.

Welche Küche der Welt ist Ihnen am liebsten?
Die Mischung macht’s. Zum Beispiel mediterrane Rezepte mit heimischen Zutaten.

Welche Speise vermag es, Sie zu trösten?
Die kalte Tarte von gestern.

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