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filmkritik

"Downsizing": Grundlos geschrumpft

Diese Satire mit Matt Damon und Christoph Waltz denkt gar nicht daran, die Ausgangssituation konsequent weiterzuverfolgen, sondern ist viel zu sehr in skurrile Details verliebt.

01/16/2018, 12:58 PM

Paul Safranek ( Matt Damon) hat es satt, zu den großen Leuten zu gehören, denn sein Leben verläuft nicht gerade zufriedenstellend; außerdem drohen ihm die Schulden über den Kopf zu wachsen. Daher beschließen er und seine Frau, sich um etliche Köpfe kleiner machen zu lassen. Dank einer in Norwegen erfundenen Technologie ist nämlich so ein unumkehrbarer Schrumpfungsprozess auf Miniaturgröße für fast alle Lebewesen möglich geworden. Die Winzlinge denken, dass sie umweltschonender und kostengünstiger leben, denn je kleiner die Person, desto geringer der Müll und desto höher die Kaufkraft. Zwar läuft für Paul dann doch nicht alles wie geplant, doch er zieht wenigstens in die vorgesehene luxuriöse Spezialsiedlung, wo man unter einem Kunsthimmel lebt, damit die Kleinen vor gefährlichen Kreaturen wie Vögel oder Insekten geschützt bleiben.

Waltz als lauter Serbe

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Als seinen lauten Nachbarn bekommen wir bald Christoph Waltz zu sehen und vor allem zu hören. In dieser Rolle eines gewitzten Serben kann er aus dem Vollen schöpfen und sogar sein aufgesetzter Akzent wird uns nach fast zwei Stunden noch immer nicht zu dumm. Der großspurige Typ hat stets eine Gelegenheit, aus seiner Zwergenexistenz das größtmögliche Kapital herauszuschlagen und feiert in seiner Luxusbleibe für die Reichen und Schönen eine Party nach der anderen. Paul lässt sich von diesem Lebensstil zwar vorübergehend blenden, entdeckt aber schließlich unter der resoluten Anleitung einer vietnamesischen Flüchtlingsfrau seine soziale Ader. Er findet heraus, dass es auch ein Leben hinter den Mauern des geschützten Bereichs seiner Traumsiedlung gibt - und dort hausen die Unterprivilegierten, Arbeitslosen und Ausländer wie in einem Ghetto.

Bei einem Ausflug nach Norwegen in die Ursprungskolonie der Kleinlebewesen stellt sich zudem immer mehr die Frage nach dem Fortbestand der Menschheit und es wird eine Möglichkeit aufgezeigt, im geschützten Bereich die nächsten 8 000 Jahre zu überdauern.

Am Thema vorbeigeschrammt

Alexander Paynes Satire stimmt ein kräftiges Loblied auf die kleinen Leute an und will zeigen, dass es nicht so wichtig ist, sich vor einer drohenden Apokalypse in Sicherheit zu bringen. Stattdessen sollte man lieber sein Leben nützen und weiterhin für die bedürftigen Mitmenschen sorgen. Schön und gut - aber um zu diesem Ergebnis zu kommen, wäre die ganzeDownsizing-Geschichte doch gar nicht nötig gewesen. Stattdessen wirkt der Film, als sei er ziemlich am Thema vorbeigeschrammt. Hier wurde offensichtlich eine gute Idee verschenkt, und das Drehbuch denkt gar nicht daran, die Ausgangssituation konsequent weiterzuverfolgen, sondern ist viel zu sehr in skurrile Details verliebt. Weil die Geschrumpften ihre persönlichen Besitztümer der großen Zeit mitnehmen dürfen, müssen Möbelpacker zum Beispiel goldene Eheringe schultern und ins Haus schleppen. Die wirklich interessante Frage wird hier aber nicht gestellt: hat sich tatsächlich jemand verkleinern lassen, bloß um dann weiterhin als Möbelträger zu schuften?

Etliche Ungereimtheiten

Zwar bekommen wir die verschiedenen Schritte der Downsizing-Prozedur genau vorgeführt, doch je länger man über die Lebensform im neuen Liliput nachdenkt, desto mehr Ungereimtheiten ergeben sich. Vor allem sind die Kleinen auf Gedeih und Verderben von ihren großgebliebenen Artgenossen abhängig: die haben ihnen den künstlichen Lebensraum geschaffen, ermöglichen ihnen weitere Reisen mit ganz normalen Zügen und Flugzeugen in einer speziellen Winzlingsklasse und reichen die kleinen Besucher wie Mäuse im Käfig herum. Und wie kommt die ganze Infrastruktur in dieser Mini-Welt zustande, wenn doch nur zelluläre Lebewesen geschrumpft werden können, aber die technischen Einrichtungen und Gebrauchsgegenstände von Hand gefertigt werden müssen? So reizvoll diese Fantasie auch sein mag, die Filmemacher haben leider nicht die entsprechenden Schlüsse daraus gezogen.

Abgesehen vom Schrumpfungsprozess wird zugleich ein anderes medizinisches Wunder unsere Aufmerksamkeit erregen: Udo Kier, der hier als kleiner Kapitän in Erscheinung tritt, scheint seit vielen Jahren einfach nicht mehr älter zu werden.

6 von 10 fast unsichtbaren Bewertungspunkten

franco schedl

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