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filmkritik

"Docteur Knock" - Anleitung zur fröhlichen Hypochondrie

Das französische Multitalent Omar Sy („Ziemlich beste Freunde“) spielt einen schlitzohrigen Arzt, der sich als Meister darin erweist, kerngesunden Patienten Krankheiten einzureden.

02/21/2018, 10:07 AM

Der Kleinganove Knock hat auf der Flucht vor gewaltbereiten Verbrecherkumpanen seine Berufung zum Arzt entdeckt und kann ein paar Jahre später tatsächlich ein Doktordiplom aufweisen. Er lässt sich in den 1950er Jahren in einer südfranzösischen Kleinstadt nieder und unterhält dank seiner bezwingenden Beredsamkeit eine florierende Praxis.

Ein geschäftstüchtiger Arzt

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Er ist ein charmantes Schlitzohr geblieben und versteht es perfekt, aus völlig Gesunden überzeugte Hypochonder zu machen. Das Konzept funktioniert, denn seinen Patienten gefällt das Krankspielen so gut, weil sie sich dadurch wieder wichtig genommen fühlen und neue Lebensfreude entwickeln. Nur der besonders abstoßend dargestellte Ortspfarrer versucht alles, um den neuen Arzt in Misskredit zu bringen, weil er auf dessen Erfolg eifersüchtig ist. Dabei schreckt er auch vor übler Nachrede nicht zurück. Immerhin greift er aber zu keinen rassistischen Argumenten, denn so etwas hat in diesem relativ heilen Umfeld offenbar keinen Platz. Ganz anders als in der französischen Vorjahreskomödie „Ein Dorf sieht schwarz“ sorgt die Hautfarbe des neuen Doktors hier nämlich für keinerlei Verunsicherung bei der Landbevölkerung.

Ein Tyrann wird friedlich

Lorraine Lévys Film ist bereits die vierte Kinoadaption von Jules Romains Erfolgsstück aus dem Jahr 1923. Während im Original die düsteren Töne vorherrschen und Knock die Züge eines größenwahnsinnigen Tyrannen trägt (was auch als Reaktion auf das Erstarken der NSDAP verstanden werden kann), ist diese Version des beliebten Stoffs fast allzu versöhnlich geraten. Es ergeben sich keine ernsthaften Probleme, und auch die Bedrohung durch einen Landstreicher, der Knock von früher wiedererkennt, wird relativ rasch – und ziemlich unhygienisch – aus der Welt geschafft. Nur eine unglücklich verlaufende Liebe sorgt für etwas Seelenschmerz.

Omar Sy in Bestform

Vor allem kann man dem Doktor in Gestalt von Omar Sy einfach nicht böse sein: der Hauptdarsteller ist durch sein liebenswürdiges Auftreten zum Sympathieträger par excellence geschaffen. Nur für einen kurzen Moment lässt er doch einmal die dämonische Seite des Arztes aufblitzen und dirigiert zum Läuten der Kirchenglocken von seinem Praxisfenster aus das allgemeine Fieberthermometer-Einführen. Aber solch eine unheimlich groteske Szene hat in Lévys Feel Good-Movie über frohgemute Hypochonder Seltenheitswert. Das Ausblenden von eigentlich naheliegenden Konflikten macht den Film daher im Grunde zu einem optimistischen Märchen aus einer besseren Welt.

7 von 10 nutzlosen Medikamenten

franco schedl

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