© Ioan Gavriel

filmkritik

"Anna Fucking Molnar": Höchste Feuerwehr für diese Frau!

Diese erotische Komödie von und mit Nina Proll teilt auch Seitenhiebe auf den heimischen Kulturbetrieb aus.

11/22/2017, 10:50 AM

Endlich wieder eine verdammt gute Komödie aus Österreich, die witzig, frech, charmant und höchst erotisch ist, ohne dabei jemals auf Herrenwitz-Niveau abzusinken – dafür sorgen schon die Frauen vor und hinter der Kamera. Gemeinsam mit Ursula Wolschlager hat sich Nina Proll eine perfekte Rolle auf den Leib geschrieben und in Sabine Derflinger eine ebenso perfekte Regisseurin für diese Geschichte über eine gestresste Schauspielerin im Karrieretief gefunden.

Eine Frau mit bewegtem Leben

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Anna Molnar wird vom Leben richtig gebeutelt: erst umdrängen sie zwar noch die Fans für Autogramme und Selfies, doch wenig später geht es bei einer Theaterpremiere rund, weil sie kurz vor Aufführungsbeginn entdeckt, dass sie ihr Lebensgefährte, der zugleich Theaterdirektor und ihr Bühnenpartner ist, mit einer anderen betrügt. Das beschert ihr eine Nacht im Krankenhaus, eine hohe Konventionalstrafe und ein geplatztes Engagement – außerdem muss sie sich vorübergehend bei ihrem Vater (Uwe Ochsenknecht als alter Schwerenöter) einquartieren und findet heraus, dass sie als Filmschauspielerin gar nicht mehr so gefragt ist. Kein Wunder, wenn sie sich in einer solchen Situation mit einem Feuerwehrmann (Murathan Muslu) trösten will, der dem Urbild aller Frauenphantasie gleicht (er posiert auch für einen Pin up-Kalender und legt einen heißen Strip hin). Doch das muskulöse Love Interest hat seine eigenen Probleme, weshalb in dieser sich anbahnenden Beziehung vorerst mal buchstäblich tote (Unter)Hose herrscht. Zwischendurch kommt auch noch Robert Palfrader als Arzt und Seelenklempner ins Spiel, dessen flottes Mundwerk nicht nur beim Reden nützliche Dienste leistet, was er durch eine ungewöhnliche Dienstleistung an seiner Patientin beweist.

Alltagsnah und stilsicher

Es geht hier einfach um alles, was uns auch im täglichen Leben so bewegt: Angst vor Zurückweisung, Eifersucht, Wut, Trauer, Hoffnung, Midlifecrisis, Schönheits-OPs, Selbstbefriedigung, Sex und Potenzprobleme. Außerdem erzeugen unterschiedlichste Einflüsse auf diversen Stilebenen ein anregendes Gemisch: derbe amerikanische Komödien sind ebenso herauszuspüren, wie Anklänge an Pedro Almodovar in einer lustvollen Badewannenszene, und mit Schnitzlers „Reigen“ kommt ein klassischer Bühnentext gleichermaßen zu seinem Recht, wie ein Chanson von Cissy Kraner („Ich wünsch mir zum Geburtstag einen neuen Vorderzahn“). Aber auch eine Satire auf seichte Historien-Fernsehfilme fürs Hauptabendprogramm ist enthalten; und als besondere Draufgabe gibt es in einer Traumsequenz noch ein perfektes Wasserballett, als hätte es die Hollywood-Legende Busby Berkeley selbst choreographiert.

Vorweggenommener Filmpreis

Das Werk hat einen zusätzlichen Bonus aufzuweisen, denn Anna erhält für eine Leistung, die sämtliche Wanderhuren dieser Welt vor Neid erblassen lassen müsste, einen bekannten Österreichischen Film- und Fernsehpreis zugesprochen. Die Aufnahmen von der entsprechenden Gala erweisen sich wohl als Generalproben für das reale Leben: in einigen Monaten wird Nina Proll garantiert ebenfalls diese Auszeichnung entgegennehmen und die Laudatio von Michael Ostrowski kann dann praktischerweise fast 1:1 wiederholt werden.

9 von 10 ver***** guten Punkten

franco schedl

Nina Proll verkörpert nach ihrem eigenen Drehbuch eine Schauspielerin, die am Tiefpunkt ihrer Karriere angelangt ist und mit Hilfe eines Feuerwehrmannes neuen Lebensmut schöpft.

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