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filmkritik

"A Cure for Wellness" auf Netflix: Wasser ist zum Fürchten da

Dem visuellen Einfallsreichtum zum Trotz kann die viel zu langatmig inszenierte Hommage an klassische Gruselfilme letztlich nicht überzeugen.

02/26/2021, 06:46 AM

Gore Verbinski ist wieder zurück: ein paar Jahre Jahre nach dem „Lone Ranger“-Fiasko präsentiert er uns einen Gothic-Horrorthriller und kommt diesmal ganz ohne Johnny Depps Hilfe aus. Sei neuer Leading Man heißt Dane DeHaan (bisher vor allem als Junge mit Superkräften aus „Chronicle“ bekannt) und spielt den ehrgeizigen Broker Lockhart, den seine Wall-Street-Chefs mit einer dringenden Mission betrauen: er soll auf der Stelle einen Kollegen nach New York zurückholen, der gerade in einem luxuriöses Schweizer Wellness-Resort kurt und von dort einen beunruhigenden wirren Brief geschickt hat.

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Ein Kurhotel mit Zauberberg-Atmosphäre

Also findet sich Lockhart im gebirgigen Herzen Europas wieder, wo über einem heruntergekommenen Dorf ein gigantisches Schloss thront. Dort leitet der mysteriöse Dr. Volmer sein Institut für die gestressten Reichen. Dieser mysteriöse Arzt schwört auf die Kräfte der hauseigenen Quelle und verpasst seinen Gästen eine permanente innerliche und äußerliche Wasserkur – was denen offenbar so gut gefällt, dass keiner mehr daran denkt, von dort jemals wieder abzureisen. Es herrscht in dem entlegenen Winkel eine richtige „Zauberberg“-Stimmung: die Zeit scheint anders zu gehen oder gleich ganz stehenzubleiben (bezeichnenderweise gibt auch die Armbanduhr des jungen Finanzjongleurs kurz nach der Ankunft ihren Geist auf).

Hommage an Horror-Klassiker

Verbinski hat diesmal fast das gesamte klassische Horror-Repertoire aufgeboten und in eine anspielungsreiche Geschichte verpackt, die von der unheimlichen Atmosphäre und der imposanten Landschaft lebt. Ein Arzt, der durch grausame Experimente den Zorn der Dorfbewohner erregt, ähnelt Doktor Frankenstein; eine Person mit einbandagiertem Kopf, die auf einem alten Foto zu sehen ist, weckt Erinnerungen an "The Invisible Man"; ein Höhlenversteck unter dem Schloss und eine Figur mit deformiertem Gesicht beschwört das "Phantom der Oper" herauf.

Außerdem beschäftigt sich eine Hobby-Historikerin unter den Kurgästen mit der dunklen Vergangenheit des Gebäudes und fördert dabei eine Mär über einen blutschänderischen Grafen zutage, die direkt aus einem alten britischen Hammer-Film stammen könnte. Aber auch etwas aktuellere Anspielungen sind enthalten. Das wiederkehrende Motiv eines einfachen Kinderlieds lässt an entsprechend eingängige Melodien bei Dario Argento denken; ein feuriges Finale zitiert erst recht dessen Werke "Suspiria" oder "Inferno" herbei. Und wenn Kurgäste mit leerem Gesichtsausdruck und ausgestreckten Armen wie Hirntote in weißen Bademänteln bedrohlich langsam näherschlurfen, kommt auch noch der Zombie-Film zu seinem Recht.

Zwei witzige Details am Rande: die Schweizer Dorfjugend in dem gottverlassenen Kaff besteht ausschließlich aus Punks; und als unheimlichen Gärtner – zweifellos eine Referenz an jene bösen Diener-Figuren namens Igor oder dergleichen - gibt’s den Wiener Johannes Krisch zu sehen.

Die Kamera siegt über die Story

Kameramann Bojan Bazelli lässt den Film wenigstens zu einem visuellen Erlebnis werden, denn die Story selbst ergibt beim besten Willen immer weniger Sinn und erscheint viel zu überladen mit Motiven. Wozu ist beispielsweise der Subplot mit den Finanzhaien gut; sollte das Kapitalismuskritik sein, die doch nur ins Leere verpufft? Weil Verbinski offenbar „Marathon Man“ schätzt, baut er gleich das Remake einer berühmten Folterszene ein, die zur Handlung nicht wirklich viel beiträgt. Und das eher lächerliche Herumgehopse von Kuttenmännern und -frauen gegen Ende verschafft uns dann noch den Eindruck eines Geheimbunds im Stil von Dan Brown.

Außerdem will uns die Geschichte miträtseln lassen, da einige Geheimnisse zu lösen sind. Dummerweise werden uns aber die meisten Lösungen praktisch auf dem Präsentierteller dargeboten. Während die Figuren meist erstaunlich begriffsstutzig sind, könnten wir ihnen schon lange auf die Sprünge helfen. Stichwort „lange“! Das größte Manko besteht darin, dass Verbinski wieder einmal in sein altes Übel verfällt: anstatt knapp und präzise zu erzählen, findet er einfach kein Ende - der Film weist mit fast 2 ½ Stunden gnadenlose Überlänge auf. Der Mann sollte sich dringend eine Cure for Shortness verschreiben lassen.

6 von 10 verwässerten Schreckensmomenten.

PS. Der Schweizer Ort scheint übrigens eine Nachbargemeinde unseres Bad Fucking zu sein, denn die Aal-Population nimmt in beiden überhand.

"A Cure for Wellness" ist ab 27. Feber auf Netflix verfügbar

 

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