Türken, die in Österreich leben, sprechen über den türkischen Präsidenten

Ali Bayraktar hat ein graues Oberteil und eine schwarze Jacke an, er steht vor einer grau-braunen Hausmauer
Es machen Vereine an vielen Orten Werbung für den türkischen Präsidenten Erdogan. Selten geben Türken zu, dass sie gegen seine Politik sind.

Link zum Original-KURIER-Artikel

In der Türkei findet bald die Abstimmung
über die geplante Gesetzes-Änderung statt.
Viele Menschen machen Werbung für Erdogan.
Viele andere Menschen sind aus Angst für Erdogans Pläne.
Sie trauen sich nicht, ihre Meinung zu sagen, weil sie befürchten,
dass sie eingesperrt werden oder Schlimmeres.
Einige Gegner von Erdogans Politik trauen sich öffentlich
zuzugeben, dass sie gegen ihn sind.
Die Zeitung „KURIER“ hat in Österreich
einige gefunden und mit ihnen gesprochen.

Es wurden bei den Gesprächen, immer wieder Befürchtungen geäußert,
von anderen Türken schlecht behandelt und beschimpft zu werden.
Die türkische Bevölkerung ist anscheinend sehr ängstlich wegen Erdogan.

Der Politik-Meinungsvertreter Fatih Köse erklärt,
warum die Menschen Angst davor haben,
wenn Erdogan die Abstimmung verliert.
Er sagt: „Die Türkei ist umgeben
von Krisenherden- Krieg, Armut, dem IS.
Es herrscht ein Klima der Unsicherheit.
Was passiert wenn das Referendum scheitert?
Wohin steuert das Land dann?“

Damit meint er, dass es in der Nähe der Türkei viele Gefahren gibt,
unter anderem die Terror-Organisation „ Islamischer Staat“.
Und, dass unklar ist, was passiert, wenn Erdogan damit scheitert,
seine Macht zu vergrößern.
Mit seinem „Referendum“ will Erdogan die Form der Regierung ändern,
um mehr Macht zu haben.
Bei einem Referendum wird vom Volk über eine
von der Politik geplante Änderung abgestimmt.

Einige Türken haben sich bereit erklärt, ihre Ablehnung
gegenüber dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu begründen.
Manche von ihnen wollten ihren Namen nicht sagen,
und Manchen war es unangenehm, für die Zeitung fotografiert zu werden.

Der 31-jährige Politik-Student Björk Ö. ist vor 8 Jahren
zum Studieren nach Wien gekommen.
Er sagt: „Es geht um die Entscheidung, ob die Türkei
eine Demokratie oder eine Diktatur sein soll.
Ich entscheide mich für Demokratie“.
In einer Demokratie entscheiden die Menschen gemeinsam.
In einer Diktatur gibt es nur einen Herrscher, der allein entscheidet.
Björk sagte: „Ich bin mit Freunden in der Türkei in Kontakt.
Sie berichten mir, wie die politische Stimmung ist.
Das bereitet mir zwar Sorgen, aber Angst habe ich nicht.
Warum auch?
Meine Meinung ist völlig legitim“.
Legitim bedeutet gerechtfertigt.
Er sagte, dass man in der Türkei vorsichtiger sein muss, als hier.

Der in Österreich lebende Türke Ali Bayraktar ist der Meinung, dass die
von Erdogan geplante Verfassungs-Änderung „zu viel Macht für einen Einzelnen“ vorsieht.
Bayraktar hat Verwandte in der Türkei.
Er sagte auch: „Ich bin es meinem Kind schuldig, zu sagen,
warum man bei dem Referendum besser mit Nein stimmt“.

Die aus der Türkei stammende Steirerin Frau Polat
lebt seit 2001 in Österreich.
Sie sagt: „Ich werde auf jeden Fall mit "Nein" stimmen“.
„Für die Türken verbessert sich dadurch überhaupt nichts.
Die großen Probleme wie die Fragen der Arbeitslosigkeit oder Wirtschaftsentwicklung bleiben unberührt,
stattdessen wird ein Klima der Angst geschaffen“.
Sie glaubt, dass ein „Ja“ der Türken zur Gesetzes-Änderung
für Europa ein „ernstes Problem wird.
Warum?
„Weil dann all jene aus der Türkei flüchten,
die Erdogans Macht-Politik kritisieren.
Und das sind viele“.

Eine 34-jährige Chemie-Ingenieurin, die seit 10 Jahren in Wien lebt,
sagt, dass sie „auf jeden Fall mit „Nein“ stimmen wird.
Sie meint, Erdogan ist ein Diktator.
Seit er an der Macht ist, hat sich vieles verändert.
Die Gesellschaft ist gespalten.
Frauen, die leichter bekleidet sind „werden von Männern attackiert“.

Eine andere Türkin in Österreich sagte, dass durch die geplanten Verfassungsänderungen die ganze Macht an eine Person übertragen wird.
Sie meint: „Die Türkei würde dann in eine Diktatur abgleiten“.
Damit begründete sie, warum sie mit Nein stimmt:
Sie will nicht, dass nur eine Person die Macht hat.

Kommentare