Spione beim Frisör?

Spione beim Frisör?
Ein Österreicher wurde in Istanbul verhaftet, weil er beim Frisör in Österreich den türkischen Präsidenten beleidigt haben soll.

Link zum Original-KURIER-Artikel

Ali Acikgöz ist Stapler-Fahrer, 52 Jahre
und seit 30 Jahren österreichischer Staatsbürger.
Er ist eigentlich Kurde, lebt aber schon lange in Neunkirchen
in Niederösterreich.
Am 13. Februar saß Ali Acikgöz beim Friseur
in Österreich und erzählte,
dass er morgen in die Türkei fliegt, weil er dort was erledigen muss.
Eine Tante von ihm, hat ihm eine Wohnung vererbt,
auf die er aber verzichtet.
Außerdem redete er darüber, dass er mit der Politik
vom türkischen Präsidenten Erdogan nicht einverstanden ist.

Als er einen Tag später in der Türkei aus dem Flugzeug stieg,
warteten dort schon 4 Polizisten auf ihn.
Das erzählte er der Tageszeitung KURIER.
Zu einer Passkontrolle kam er erst gar nicht.
Die Polizisten waren offensichtlich gut informiert
und haben ihn unter 200 Flug-Gästen erkannt.
Sie nahmen ihm Pass und Handy ab und brachten ihn gleich
zu einer Polizeistation am Flughafen.
Dort wurde Ali Acikgöz über 2 Stunden verhört.
Er sagt: „Ich wurde angeschrien und als Terrorist beschimpft“.
Ein Terrorist ist jemand, der seine Ziele mit Gewalt durchsetzt.

Obwohl Ali Acikgöz klarstellte, dass er Österreicher ist
und nicht politisch aktiv,
drohte man ihm, dass er nicht mehr nach Hause darf.
Außerdem wurde ihm damit gedroht,
dass er für 5 Jahre eingesperrt wird.
Man erlaubte ihm einen Anruf.
Ali Acikgöz rief seine Frau in Neuenkirchen an,
um ihr und den 2 Kindern Bescheid zu sagen.

Danach wurde er auf eine andere Polizeistation in Istanbul gebracht.
Dort verbrachte er für die nächsten 24 Stunden
in einer hell beleuchteten Gefängnis-Zelle.
Wieder machte man ihm Vorwürfe,
dass er Präsident Erdogan beleidigt hat
und mit der Partei PKK zusammenarbeitet.
Die PKK ist die kurdische Arbeiterpartei.
Sie kämpft für die Unabhängigkeit der Kurden
in der Türkei und in angrenzenden Gebieten.

Anschließend wurde Ali Acikgöz ein 3. Mal verlegt.
Diesmal wurde er vor einen Richter geführt,
der ihm dieselben Vorwürfen machte.
Nach der Befragung bekam er seinen Reise-Pass zurück
und er konnte gehen.
Nachdem die Familie von Ali Acikgöz erfuhr,
dass er von der Polizei festgehalten wurde,
schickte sie ihm einen Anwalt aus Neunkirchen,
der ihn unterstützte.
Er bekam aber keine Bestätigung dafür, dass er nichts getan hat.

Am 18. Februar wollte er zurück nach Österreich fliegen.
Er erreichte das Flugzeug erst in allerletzter Minute,
weil er am Flughafen wieder von der Polizei festgehalten wurde.

Peter Pilz ist Sicherheits-Sprecher
von der Partei "Die Grünen" in Österreich.
Er sagt, dass für Türken, die in Österreich leben,
die Gefahr groß ist, ausspioniert zu werden.
Deswegen fordert er eine Reisewarnung für diese Menschen.
Herr Acikgöz und seine Familie
reisen sicher nicht mehr so bald in die Türkei.

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