Neues Projekt unterstützt Flüchtlinge beim Einstieg ins Berufsleben

 Oliver Scheiber
2 Flüchtlinge aus Syrien haben jetzt in Österreich wieder Arbeit gefunden.

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In ihrer Heimat waren Alnatour Abdulrahman und Hawree Ahmad Anwälte. Alnatour Abdulrahman war in Syrien auf Zivil- und Unternehmensrecht spezialisiert. Hawree Ahmad war im Irak Experte für Familienrecht. In Österreich ist es für Flüchtlinge aber schwierig oder oft sogar unmöglich, Arbeit zu finden.

Alnatour Abdulrahman und Hawree Ahmad haben es allerdings geschafft, sie haben beide eine Arbeit in einer Anwaltskanzlei gefunden. Ihre Hauptaufgabe dort: Verstehen lernen. Die 2 Männer beobachten und versuchen dabei, das sogenannte Juristen-Deutsch zu lernen. Das ist sehr schwierig, für Flüchtlinge ist sogar noch viel schwieriger.

Damit Flüchtlinge in Österreich wieder Arbeit finden, wurde ein Projekt gegründet. Bei Projekt haben bereits 24 Personen teilgenommen. Gegründet wurde das Projekt von dem Gerichtsvorsteher Oliver Scheiber aus Meidling in Zusammenarbeit mit dem „Fonds Soziales Wien“.

Flüchtlinge können bei Gericht ein unbezahltes Praktikum machen, das bis zu 5 Monate dauert. Praktikum bedeutet, dass jemand für bestimmte Zeit in einer Firma arbeitet, um Berufserfahrung zu sammeln. Der Grundgedanke von Oliver Schreiber war, dass Anwälte wieder als Anwälte arbeiten sollen. Doch so einfach ist das nicht. "Gerade diese Ausbildung dauert lange. Aber es macht Sinn für Konzerne, die mit arabischen Ländern zusammenarbeiten. In einigen Jahren wird auch ein entsprechender Arbeitsmarkt entstehen – da werden wir Scheidungsanwälte brauchen, die diese Sprachen sprechen und auch Juristen, die entsprechende Rechtsberatung anbieten", sagt Schreiber.

In den Gerichten lernen die Teilnehmer die Behörden-Abläufe kennen, verfolgen Verhandlungen, begleiten den Gerichtsvollzieher, lesen Gesetzes-Texte. Ein Problem, mit dem man nicht gerechnet hat, ließ sich rasch beheben: "Wir hatten keine arabischen Tastaturen". Durch ein Praktikum im Rahmen von dem neuen Projekt haben Alnatour und Hawree eine Arbeit gefunden.

Sie arbeiten in der Kanzlei Ploil Krepp Boesch im ersten Wiener Bezirk. "Die juristische Sprache ist ganz anders. Zwischen den Zeilen zu lesen – das ist am schwierigsten", sagt Ahmad. Bei den Rechten und Gesetzen gibt es einige Unterschiede zwischen Österreich und ihrem Heimatland.

Wieder Anwälte zu sein, das wäre der Traum der beiden. Dass es schwer ist und lange dauern wird, wissen sie. "Ich werde alles Nötige dafür tun", sagt Ahmad.

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