Zwei Hanfbäuerinnen im Höhenflug

Andrea Bamacher und Elke Moritz
Unternehmen setzt auf Industriehanf als Superfood und erobert mit Produkten europäischen Markt.

Mit ihrem Unternehmen "Deep Nature Project" sind sie die Überflieger in der europäischen Hanf-Szene, "high" wird man von den Produkten von Andrea Bamacher und Elke Moritz aber nicht. Nicht berauschend, sondern gesundheitsfördernd sollen die Hanf-Erzeugnisse, die in der unscheinbaren Firmenzentrale in der burgenländischen Weinbaugemeinde Gols produziert werden, wirken.

Was sie tun, ist zu 100 Prozent legal: Der psychoaktive Inhaltsstoff THC wurde aus den Industriehanf-Sorten, die das Duo für die Herstellung von Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln verwendet, rausgezüchtet. Cannabis mutiert dadurch von der Droge zum Superfood. Tee, Hanf-Protein, Hanfnüsse und Bio-Hanföle aus dem Nordburgenland sind in ganz Europa heiß begehrt, erzählen die Geschäftsfrauen. Innerhalb von knapp zwei Jahren sind die Wahlburgenländerinnen und ihr Prokurist Stephan Dorfmeister zum Marktführer in Europa avanciert, jetzt strecken sie ihre Fühler bis in die USA und nach Japan aus.

Dabei hat es das Schicksal anfangs gar nicht gut mit den Unternehmerinnen gemeint. Für den Verkauf von Stecklingen in der früheren "Hanfstation" sind die Hanfbäuerinnen vor Gericht gelandet (siehe Zusatzbericht).

Im Sommer 2014 haben sie ihr Geschäftsmodell geändert und in Kooperation mit lokalen Bio-Bauern 15 Hektar Nutzhanf angebaut. Mittlerweile werden 140 Hektar bewirtschaftet, alle Teile der Pflanze verarbeitet. Besonders begehrt ist der Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD), der bei einer großen Bandbreite von gesundheitlichen Beschwerden helfen soll. In vielen internationalen Studien wird derzeit die Wirkung von CBD untersucht. Es könnte als alternatives Mittel zu medizinischem Cannabis, für das ein Suchtgift-Rezept eines Arztes erforderlich ist, verwendet werden. Denn: "Neueste Entwicklung stellen infrage, ob man für Symptombehandlung bei Patienten den Wirkstoff THC braucht, wenn die Wirksamkeit durch Cannabinoide gegeben ist", erklärt Moritz.

Keine Heilversprechen

Sie selbst dürfen "keine Heilversprechen machen", die Benefits von CBD sind in Studien und Foren aber zuhauf nachzulesen. Von einer Stress reduzierenden Wirkung wird ebenso berichtet wie von besserem Schlaf oder einer Linderung von chronischen Schmerzen. Nur wenige Tropfen täglich würden körperliches und geistiges Wohlbefinden steigern, das Herz-Kreislauf-System stärken und Zivilisationskrankheiten vorbeugen, heißt es.

Die Produkte sind unter der Marke "Medihemp" in ausgewählten Apotheken rezeptfrei erhältlich, dort gibt es entsprechende Beratung. Die Bio-Hanföle können auch über das Internet bestellt werden. 85 Prozent gehen in den Export – Spitzenreiter ist Holland, "Weil die dort nicht so viele Probleme mit Hanf haben wie das restliche Europa", erzählt Bamacher.www.medihemp.at

Mit dem Verkauf von Cannabis-Setzlingen in der "Hanfstation", ihrem früheren"Unternehmen, sind Andrea Bamacher und ihre Geschäftspartnerin Elke Moritz vor mehr als zwei Jahren ins Visier der Justiz geraten. "Es war eine Riesenklage wegen Beitrags zum Suchtgifthandel im großen Stil", erzählt ihr Anwalt Philipp Wolm heute rückblickend.

Die Unternehmerinnen hatten in den Jahren 2012 bis 2014 104.000 Stecklinge verkauft, großteils über das Internet. Zwei Jahre lang wurde gegen sie ermittelt. 180 Zeugen wurden befragt, Hausdurchsuchungen und Telefonüberwachungen durchgeführt. Bei dem Strafprozess im September 2016 zog die Staatsanwaltschaft einen Teil der Anklage mangels Beweisen zurück, für den Verkauf von rund 10.000 Setzlingen wurden die beiden freigesprochen.

Grundsätzlich ist der Handel mit Cannabis-Stecklingen legal. Weil es aber Indizien gab, dass die Frauen ihren Kunden Tipps für die Ernte von Cannabis gegeben haben, wurden die Beschuldigten nicht rechtskräftig zu bedingten Haftstrafen von 14 bzw. 15 Monaten sowie Geldbußen in der Höhe von 3600 Euro und 780 Euro verurteilt. Nachdem Nichtigkeitsbeschwerde angemeldet wurde, ging der Fall weiter an den Obersten Gerichtshof. Dort wird in den kommenden Monaten entschieden werden, ob das Urteil vom Landesgericht rechtsgültig ist, oder ob es zu einem Freispruch kommt. "Ich gehe davon aus, dass sie freigesprochen werden", zeigt sich Wolm zuversichtlich.

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