Zwist ums Shoppen am Sonntag

Zwist ums Shoppen am Sonntag
Westbahnhof – Die "Allianz für den freien Sonntag" will die Einhaltung der Ruhezeit künftig kontrollieren.

Für Marcel Kneuer ist der Sonntag heilig. Der 42-Jährige ist Vorsitzender der katholischen Jungschar Wien und Mitstreiter der "Allianz für den freien Sonntag", die von rund 50 Organisationen – von den Grünen bis zur Kirche – getragen wird.

Am kommenden Sonntag macht Kneuer eine Ausnahme. Alarmiert durch Medienberichte, will er im neuen Einkaufszentrum am Westbahnhof für die gesetzlich gebotene Sonntagsruhe sorgen. Wie berichtet, öffnete der Einrichter Interio vergangenen Sonntag einen Teil seines Geschäfts in der neuen Mall. Chefin Janet Kath kündigte im KURIER an, auch diese Woche offen zu lassen. Kath macht eine gesetzliche Ausnahme für sich geltend. Wer in Bahnhöfen den Reisebedarf deckt (Lebensmittel, Andenken, Zeitungen etc.), darf auch sonntags auf maximal 80 m² geöffnet haben. Immerhin sei die Accessoires-Abteilung geöffnet gewesen.

Kneuer will sich anschauen, ob Interio wirklich den Reisebedarf deckt. "Unserer Meinung nach ist das ein Rechtsbruch.“ Man behalte sich alle Rechtsmittel vor, heißt es.

Das Marktamt ist schon bei Kath vorstellig geworden. "Wir waren am Westbahnhof", sagt Martin Wagner, Jurist der MA 63. Zum konkreten Fall will er nichts sagen.

Verstöße gegen die Sonntagsöffnung sind keine Seltenheit: Im Jahr 2009 zeigten die Kontrolleure des Marktamtes 336 Betriebe an; 2010 waren es 289 Anzeigen. "Die Sonntagsöffnung ist überhaupt kein Thema", stellt man im Büro der zuständigen Stadträtin, Sandra Frauenberger, klar. Die drohende Verwaltungsstrafe von bis zu 1000 Euro dürfte für Kath verkraftbar sein. „Natürlich fordern wir höhere Strafen“, sagt Kneuer. Teurer wird es, wenn auch noch eine Klage wegen unlauteren Wettbewerbs hinzukommt.

Der befürchtete Dominoeffekt zeichnet sich nicht ab. Richard Lugners City bleibt sonntags geschlossen, er in Lauerstellung: "Wenn sich das durchsetzt, sperre ich auch auf."

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